Uferschnepfe

Mecklenburg-Vorpommern Polder am Stettiner Haff: Paradies für Kiebitze, Uferschnepfen und Rotschenkel

Stand: 22.05.2025 10:37 Uhr

Ein Vogelschutzprojekt schafft optimale Bedingungen für Watvögel - mit Erfolg. Sie brüten nun zahlreich dort. Damit das so bleibt, muss das Gebiet aber weiterhin überwacht werden.

Von Susann Moll

Auf einem Polder kurz hinter dem Stettiner Haff: Kiebitz-Küken flitzen aufgeregt hin und her. Die Elterntiere beobachten sie aufmerksam. Dazwischen läuft ein Rotschenkel-Männchen herum. Kai Paulig beobachtet das Treiben. Er betreut das Gebiet für die Stiftung Naturschutz und Umwelt MV. Als das Projekt "Life Limicodra" vor sieben Jahren gestartet ist, sah das hier noch nicht so aus, sagt er. "Kiebitze gab es hier schon immer, aber das waren keine, die hier gebrütet haben."

Schutzmaßnahmen kommen Watvögeln zu Gute

Mittlerweile bringen 30 Kiebitz-Paare hier ihre Küken zur Welt. Dazu kommen elf Rotschenkel-, sechs Uferschnepfen- und zwei Bekassinen-Paare. Damit das gelingt, sind in den vergangenen Jahren umfangreiche Schutzmaßnahmen ausprobiert worden. Zum Beispiel sind um die Wiesen herum Elektrozäune aufgestellt worden, die Fressfeinde wie Marderhunde und Füchse abhalten. Die würden sonst die Nester plündern. Und weil auch aus der Luft Gefahr für die Gelege droht, gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Jäger in dem Gebiet. Eine Ausnahmegenehmigung erlaubt den Abschuss von Kolkraben.

Solarpumpen überfluten die Wiesen

Damit die Watvögel sich so richtig wohl fühlen, muss auch der Boden nass sein. Sie brauchen flaches Wasser, um sich zu waschen und um in den feuchten Böden nach Würmern zu stochern. Aus diesem Grund überflutet Kai Paulig die Wiesen regelmäßig mit Wasser. Solarpumpen bringen es aus den Gräben neben den Wiesen in die Fläche - allerdings nur dosiert. Denn zu nass darf das Gebiet auch nicht werden, dann bekommt der Probleme, der es bewirtschaftet.

Moorschützer interessieren sich für das Projekt

Insgesamt ist der Wasserstand auf den Poldern angehoben worden. Es sind ehemalige Moore, die für die landwirtschaftliche Nutzung trockengelegt worden sind. Dazu arbeitet Kai Paulig mit dem zuständigen Wasser- und Bodenverband zusammen. Mit den Fördermitteln aus dem Projekt ist beispielsweise das Schöpfwerk so umgebaut worden, dass Wasser auf dem Stettiner Haff auf die Flächen gepumpt werden kann. Interessant auch für die Mooragentur MV. Sie veranstaltet hier am 27. Mai einen Feldtag, um zu zeigen, wie Wiedervernässung funktionieren kann - auch in Zusammenarbeit mit den Landwirten.

Gemähtes Gras kann schlecht verwertet werden

Die Zusammenarbeit mit Landwirt Philipp von Schöning funktioniert gut, weil alle Seiten aufeinander Rücksicht nehmen und miteinander sprechen. Beispielsweise stimmen Kai Paulig und er ab, wann gemäht wird. In diesem Jahr erst Anfang Juli, wenn die Küken alt genug sind. Das Gras kann Philipp von Schöning dann aber kaum noch verwenden. Ein Problem, denn wirtschaftlich ist das Ganze dadurch nicht. Ein paar Jahre haben Fördermittel das ausgeglichen. Die Wiesen am Stettiner Haff war Bestandteil im Wiesenbrüterschutzprogramm.

Vogelschutz als zweites Standbein

Jetzt aber nicht mehr. Der Landwirt macht es trotzdem gerne und erfreut sich am Erfolg des Projektes. "Natürlich können wir weiter Kälber zählen, aber parallel zum Kälberzählen könnten wir auch Kiebitz-Küken und Bekassinen-Küken und Schnepfen-Küken zählen", sagt er. Für ihn wäre die Lösung des Problems, dass er quasi auch Vogelschutz-Landwirt wird und dafür entsprechend vergütet wird.

Wird das Projekt eingestampft, wäre alles umsonst gewesen

Das Projekt "Life Limicodra" läuft im Herbst offiziell aus. Dass es weitergehen muss und es auch eine Lösung für den Landwirt geben muss, da sind sich die Beteiligten einig. Würde sich nämlich von heute auf morgen niemand mehr um die Vögel kümmern, würde der Bestand wieder zurückgehen, sagt Kai Paulig. Es müsse weiterhin geschaut werden, ob die Tiere ausreichend vor Fressfeinden geschützt sind und ob auf den Wiesen optimale Bedingungen herrschen. Die Beteiligten haben eine Verlängerung beziehungsweise eine Anschlussförderung beantragt und hoffen, dass sie so weiter machen können - damit bald im Frühjahr noch mehr Kiebitz-Küken über die Wiesen flitzen.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 22.05.2025 | 12:00 Uhr