
Mecklenburg-Vorpommern Schleswig-Holstein US-Kommandoschiff für NATO-Manöver BALTOPS in Rostock eingetroffen
Die Marine hat Rostocker Wassersportler vor dem NATO-Großmanöver BALTOPS gewarnt. 50 Kriegsschiffe werden bis zum 20. Juni auf der Ostsee trainieren. Am 5. Juni werden sie koordiniert von Warnemünde aus in See stechen.
Diese Warnmeldung der Marine mutet kurios an: Im Küstenbereich Rostock ist bis zum 5. Juni mit einem erhöhten Aufkommen von Kriegsschiffen zu rechnen. "Auch wenn Marineschiffe interessante Objekte sind", mögen Wassersportler bitte einen möglichst großen Abstand zu ihnen halten.
Eine Übung für den Ernstfall
Stand-up-Paddler und Ruderboote zwischen US-Zerstörern und deutschen Fregatten? Auf der Warnow in den kommenden Tagen kein unwahrscheinliches Bild. Das NATO-Manöver Baltic Operations (BALTOPS) startet erstmals von Rostock aus. Schon seit 1971 wird es von den USA abgehalten, um gemeinsam mit den Marine-Einheiten der NATO-Partner im Ostseeraum zu trainieren. Dabei geht es um das Zusammenwirken von Truppen und Technik, die sogenannte Interoperabilität, um im Ernstfall erprobte Routinen abrufen zu können.
50 Kriegsschiffe im Rostocker Hafen
Doch zurück zu den Wassersportlern: Ihnen bietet der Hafenbereich bis kommenden Donnerstag einen ungewöhnlichen Anblick. Bis zum 3. Juni werden rund 50 Kriegsschiffe in Rostock eintreffen. Am Montagmorgen herrscht schon Betrieb in der Fahrrinne vor Rostock. Neben der Korvette Braunschweig schiebt sich das US-Kommandoschiff "USS Mount Whitney" zwischen den Leuchtfeuern in Warnemünde in den Seekanal. Gemeinsam mit dem Zerstörer "USS Paul Ignatius" macht er im Überseehafen fest. Dazu treffen im Laufe des Tages weitere Schiffe noch unbekannter Herkunft aus Richtung Lübeck ein sowie mindestens ein polnisches Schiff.
Fregatte "Bayern", Minenjäger und Seefernaufklärer
Deutschland ist mit sieben Schiffen vertreten. Das größte ist der Einsatzgruppenversorger "Frankfurt am Main" - ein Schiff, das für Nachschub an Proviant und Treibstoff sorgt und zugleich als schwimmendes Krankenhaus fungiert. Dazu die Fregatte "Bayern", zwei Korvetten, ein Minenjagdboot, ein Tender und ein Messboot. Dazu kommt der Seefernaufklärer "Orion".
Ausfahrt der Kriegsschiffe am 5. Juni in Rostock
Um all diese Schiffe zu sehen, müssten sogenannte Marine-Spotter, also Technikbegeisterte, die Schiffe fotografieren und sich über Daten und Einsätze austauschen, normalerweise von Hafen zu Hafen reisen. Nun versammeln sich die Schiffe in Rostock und mehr noch: Die Kriegsschiffe der beteiligten Nationen werden in einer koordinierten Ausfahrt am Donnerstagvormittag, den 5. Juni, gemeinsam ins Manöver starten. NDR MVlive wird die Ausfahrt auf ndr.de/mv übertragen und mit Experten kommentieren.
Bewährungsprobe für Marinekommando
Das Marinekommando Rostock hat in diesem Jahr eine führende Rolle bei dem Manöver. Im Herbst vergangenen Jahres hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) die Commander Task Force Baltic, kurz CTF Baltic, im Marinekommando eröffnet - ein multinational besetzter Stab unter deutscher Führung für die NATO. Der Stab erstellt Lagebilder von der Ostsee und koordiniert Einsätze und Manöver im Ostseeraum - erstmals auch BALTOPS. Es dürfte die größte Bewährungsprobe des Stabes seit seiner Einrichtung sein.
U-Boot-Abwehr und Schießübungen
Immerhin 50 Schiffe aus 17 Nationen mit insgesamt 9.000 Soldaten gilt es zu koordinieren. Dazu kommen mehr als 25 Luftfahrzeuge und eine unbekannte Anzahl von Drohnen - über und unter Wasser. Die Liste der angekündigten Übungen ist lang: amphibische Operationen, Luftverteidigung, U-Boot-Abwehr, der Einsatz unbemannter Systeme, Minenräumen, Kampfmittelbeseitigung sowie Tauch- und Bergungseinsätze. Außerdem werde es zahlreiche Schießübungen geben.
"Zunehmend aggressives Verhalten der russischen Marine in der Ostsee"
Übungen, die nicht unbeobachtet bleiben dürften - insbesondere von russischer Seite. Und auch das dürfte wiederum beabsichtigt sein. Erst vor zwei Wochen hatte Vizeadmiral Jan Christian Kaack, der Inspekteur der Marine, in einem Hintergrundgespräch mit Journalisten gesagt: "Sabotage und Spionageversuche in Deutschland an Schiffen und Stützpunkten, Drohnenüberflüge, Zerstörung von Seekabeln und das zunehmend aggressive Verhalten der russischen Marine in der Ostsee, das erhöht die Gefahr einer Eskalation."
Marine will "eine robuste Abschreckung demonstrieren"
Und das wolle die Marine nicht zulassen, so Kaack. "Wir sind gefordert, entschlossen, zügig und auf eine Art und Weise zu reagieren, die von Russland auch verstanden wird." Die Marine will also zeigen, dass sie stark ist - stark durch das Bündnis mit der NATO. Laut Marine biete BALTOPS eine einzigartige Gelegenheit, "eine robuste Abschreckung zu demonstrieren."
Russischer Zerstörer folgt Fregatte "Bayern" von Nordatlantik bis Rostock
Die russische Seite demonstriert unterdessen, dass sie sich nicht abschrecken lässt, so werten Marine- und Sicherheitsexperten die Aktivitäten. Wie im Laufe der Woche bekannt wurde, hatte der russische Zerstörer "Vizeadmiral Kulakov" die Fregatte "Bayern" vom Nordatlantik über eine weite Strecke durch die Ostsee begleitet - bis zum Einlauf der Fregatte am Montag in Rostock-Warnemünde. Die Bundespolizei See hatte dem NDR bestätigt, dass sie das russische Schiff beobachtet hatte. Es habe die deutschen Gewässer aber ohne Vorkommnisse verlassen.
Russisches U-Boot und Manöver in Ostsee
Nach NDR Informationen war in der vergangenen Woche zudem das russische U-Boot "Krasnodar" in der Ostsee nahe dem Windpark Wikinger, also in der ausschließlichen Wirtschaftszone Deutschlands, gesichtet worden. Unklar ist, ob es an einer russischen Übung im Ostseeraum beteiligt ist. Die russische Marine führt regelmäßig im Juli ein Ostseemanöver durch. Nun wurde kurzerhand früher, parallel zu BALTOPS, eine Übung im Ostseeraum angesetzt.
Schlusspunkt von BALTOPS setzt Kieler Woche
Und so bleibt es in der flächenmäßig kleinen Ostsee wohl bis zum 20. Juni, dem Ende von BALTOPS, eine der Hauptaufgaben aller Flotten, sich nicht in die Quere zu kommen. Traditionell setzt die Einfahrt in den Marinehafen Kiel, pünktlich zum Start der Kieler Woche, den Schlusspunkt der Übung.
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NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 31.05.2025 | 18:10 Uhr