Mehrere Boote in einer Schleuse.

Mecklenburg-Vorpommern Kähne und Kurbeln: Schleusen länger offen dank Aushilfswärtern

Stand: 28.05.2025 12:50 Uhr

Wegen Personalmangels könnte der Schleusenbetrieb in der Hauptsaison in der Mecklenburgischen Seenplatte ohne Aushilfskräfte nicht sicher gestellt werden. 25 neue Saison-Schleusenwärter haben nun ihre Ausbildung beendet.

Von Frank Schwarz

Rene von Bosch ist einer der Neuen, steht am Schaltpult an der Schleuse in Wesenberg (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) und möchte einen grünen Knopf drücken. "Der Wasserstand ist ausgeglichen und ich öffne die Schleuse an dieser Stelle", sagt der Unternehmensberater aus Thurow, einem Ortsteil von Carpin. Sein Gesicht strahlt Zufriedenheit aus. Die Boote fahren langsam in das über 55 Meter lange und 6,5 Meter breite Becken ein und wollen nach einem überwundenen Höhenunterschied von 2,4 Metern in Richtung Süden weiter. "Ich liebe die Natur und das Wasser, wollte mal raus. Da hat sich so ein Saisonjob angeboten", sagt von Bosch. Er gehört zu den 25 Aushilfskräften, die für die neue Saison ab 1. Juni an den Schleusen den Zwei-Schicht-Betrieb sicherstellen sollen. Nach der Theorie über die Schleusen und ihren Betrieb folgt die Praxis vor Ort.

Rentnerin: Job an der Schleuse reizvoll

Britta Timm war bis Ende März in der Strahlentherapie am Klinikum Neubrandenburg tätig und ist nun Rentnerin. Der Job an der Schleuse hat sie gereizt. "Ich habe sonst immer drinnen gearbeitet. Nun in der Natur zu sein, eine wichtige Aufgabe zu haben und viele nette Menschen kennenzulernen, ist großartig. Ich habe Respekt vor der Arbeit als Schleusenwärterin, freue mich sehr darauf."

WSA-Vize-Chef: Zeichen für die Personalprobleme

Edgar Enderlein ist stellvertretender Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes der Oder-Havel-Wasserstraße mit Sitz in Eberswalde. Er ist zur praktischen Ausbildung extra nach Wesenberg gekommen. Der Einsatz der Aushilfskräfte an den Schleusen in der Saison sei ein sichtbares Zeichen für die Personalprobleme. "Das ist ein Provisorium und wird voraussichtlich auch in den nächsten Jahren beibehalten", erklärt Enderlein.

Es gehe darum, die Schleusen in der Hochsaison von Juni bis Ende August durchgehend von 7 bis 21 Uhr offen zu halten. Da das zuständige Amt kein Personal einstellen kann, wurde der Auftrag an die Firma Kuhnle Tours vergeben. Die hat 25 Leute als Hilfskräfte an den Schleusen für drei Monate eingestellt. So ist der Betrieb auf einer Fläche von etwa 20.000 Quadratkilometern auf dem größten, zusammenhängenden Wassersportgebiet Europas auch in der Hochsaison möglich.

Schleusen in Wesenberg, Diemitz, Canow, Strasen und Mirow mit Aushilfskräften besetzt

Andreas Zander ist seit über 30 Jahren Schleusenwärter, kennt jeden Zentimeter seiner Schleuse in Wesenberg. Nun die Azubis für den Job als Schleusenwärter praktisch fit zu machen, sei für ihn spannend: "Die sind motiviert und gehen ernsthaft an die Aufgabe ran. Das gefällt mir." Er macht die Ausbildung an der Schleuse in der Gruppe und überlässt vieles den Neuen. "Sie sollen schnell lernen, was wichtig ist und die Verantwortung selbst spüren", sagt er. Schon im vergangenen Jahr waren Aushilfskräfte im Einsatz, auch in Wesenberg. "Das hat gut funktioniert. Es gab keine Probleme", sagt Zander.

Kurbeln im Handbetrieb Teil der Ausbildung

Zum Abschluss der praktischen Ausbildung schaltet Zander den Strom für den Schleusenbetrieb ab. Das könne ja schließlich auch mal passieren, erklärt er den erstaunt schauenden Schleusen-Azubis. "Die Schleuse muss trotzdem funktionieren. Also wird jetzt im Handbetrieb gekurbelt", gibt der Schleusen-Oldie die letzte Aufgabe des Tages vor. Mit einer großen, Jahrzehnte alten Stahlkurbel wird nun jedes der vier Schleusenhalbtore geöffnet und geschlossen. "So, nun habt ihr alles gesehen und erfahren, was ihr braucht. Das wird schon laufen mit euch", sagt Zander und verabschiedet seine Azubis mit einem kurzen Kopfnicken. Ab 1. Juni werden die nun mit einer "Schnellbesohlung" ausgebildeten Schleusenwärter in der Nachmittagsschicht alleine tätig sein.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 28.05.2025 | 15:00 Uhr