
Hessen SV Darmstadt 98: Das große Saison-Abschlusszeugnis
Der SV Darmstadt 98 hat eine durchwachsene Saison gespielt. Vorne begeisterten die Lilien, hinten wackelten sie teils bedenklich. Ob sich das auch im Zeugnis bemerkbar macht? Der hr-sport verteilt Abschlussnoten.
Der SV Darmstadt 98 hat eine echte Übergangssaison hingelegt. Nach dem Abstieg aus der Bundesliga beenden die Lilien die Zweitliga-Saison auf Rang zwölf. Entsprechend mittelmäßig fällt auch das südhessische Abschlusszeugnis aus.
Der Torwart
Marcel Schuhen: Der Stammkeeper war die Konstante der Lilien. Schuhen hat als einziger Darmstädter in allen 34 Zweitliga-Spielen auf dem Platz gestanden. Das sagt im Prinzip schon alles aus über eine Lilien-Spielzeit, die vor allem von Verletzungen geprägt war. Der unkaputtbare Schuhen war hingegen auch leistungsmäßig konstant. Der Schlussmann hielt meist, was er halten konnte, leistete sich nur ganz wenige Patzer und strahlte stets Ruhe aus. Dass der SV98 Schuhens Vertrag im Februar verlängert hat, ist da nur folgerichtig. Note 2-
Die Abwehr
Clemens Riedel: Ein Spiel weniger als Schuhen aber nicht minder erfolgreich verlief die Saison von Innenverteidiger Clemens Riedel. Als jüngster Kapitän der 2. Bundesliga machte der 21-Jährige meist eine gute Figur und übernahm schon viel Verantwortung. Das beeindruckte nicht nur viele in Südhessen, sondern weit darüber hinaus. Mit Riedel, der wohl eine festgeschriebene Ablösesumme in seinem Vertrag hat, soll sich der eine oder andere Bundesligist beschäftigen. Note 2-
Aleksandar Vukotic: Zu Riedels Counterpart in der Innenverteidigung mauserte sich der serbische Neuzugang vom SV Wehen Wiesbaden. Der 2,01-Mann steht für kompromisslosen Fußball – im guten wie im schlechten Sinne. Wer Vukotic aufstellt, stellt das Risiko mit auf. Für die Lilien hat es sich in dieser Saison gelohnt. Note 2-
Matej Maglica: Der Innenverteidiger Nummer drei hat eine Saison zum Vergessen hinter sich. Von seinen 18 Saisoneinsätzen bestritt Maglica nur zwei über 90 Minuten. Sicherheit strahlte er quasi nie aus. Der Kroate wird sich im Sommer neu empfehlen müssen. Note 5
Guille Bueno: Das sieht bei der Leihgabe von Borussia Dortmund II etwas anders aus. Der junge Spanier nutzte seine Chance und spielte sich im Laufe der Saison in der Viererkette der Lilien fest. Dass der 22-Jährige gerade im Angriff auch noch mehr im Leisten zu Stande ist (zwei Vorlagen), konnte man bereits erahnen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Bueno auch in der kommenden Saison wieder in der zweiten Liga spielt. Note 3+
Sergio Lopez: Mehr Drive nach vorne bewies Sergio Lopez auf der rechten Außenbahn. Der 26-Jährige traf nicht nur selbst dreimal ins Tor, er bereitete auch drei weitere Treffer vor. Hinten wiederum leistete sich der Deutsch-Spanier den einen oder anderen Patzer. Note 3
Marco Thiede: Der 33-Jährige kam aus der Vertragslosigkeit. Thiede war für die Kaderbreite gedacht und erfüllte genau die Anforderungen. War da, wenn er gebraucht wurde. Sein Wert blieb allerdings überschaubar. Note 4
Das Mittelfeld
Kai Klefisch: Der Ex-Paderborner sollte einer von zwei Mentalitätsspielern im defensiven Mittelfeld werden. Machte seine Aufgabe eine Halbserie lang auch richtig gut, eine hartnäckige Leistenverletzung warf ihn dann allerdings aus der Bahn. Im Saisonendspurt zeigte er dann wieder, was er der Mannschaft bringt. Ein Spieler mit Herz und Wille. Einer, der ein Team sowohl mit einer beherzten Grätsche als auch mit einem wohlüberlegten Pass anzünden kann. Bitte mehr davon in der neuen Spielzeit. Note 2
Andreas Müller: Profitierte von der Verletzung von Paul Will und spielte sich im defensiven Mittelfeld fest. Nicht so auffällig wie Klefisch, aber beständig. Sein schönes Tor gegen Hertha BSC bleibt in Erinnerung, sonst eher wenig. Typ bodenständiger Arbeiter. Note 3
Fabian Nürnberger: Selbiges könnte man eventuell auch über Fabian Nürnberger sagen. Was vom Bulgaren in dieser Saison aber vor allem in Erinnerung bleibt, ist seine völlig unnötige Rote Karte gegen Elversberg. "Das Dümmste, was ich seit langer Zeit gesehen habe", kommentierte Trainer Florian Kohfeldt. In der neuen Spielzeit sollte Nürnberger wieder positive Nachrichten schreiben. Note 4-
Merveille Papela: Papela ist für mehr Kreativität aus Mainz nach Südhessen gelockt worden. Dass er mit dem Ball umgehen kann, hat der 24-Jährige in seiner Darmstädter Premierensaison auch schon bewiesen. Vieles ist bisher allerdings Stückwerk. Soll es künftig regelmäßig zu mehr reichen als zu Kurzeinsätzen, muss sich Papela steigern. Note 4
Jean-Paul Boetius: Auch der Winterneuzugang aus den Niederlanden war eher als Teilzeitarbeiter am Werk. Das allerdings war auch so geplant. Der 31-Jährige, der schon zwei Krebserkrankungen hinter sich hat, soll langsam ans Team herangeführt werden. Boetius bringt Spielübersicht, Ruhe, Technik und Erfahrung mit. Wenn der Körper mitmacht, kann er eine der tragenden Säulen der Lilien werden. Note 3+
Philipp Förster: Der Ex-Bochumer sorgte offensiv immer für Wirbel. Nicht immer effizient, aber immer für eine Überraschung gut. Vier Tore und drei Vorlagen sind nicht die allerschlechteste Bewerbung für mehr Einsätze als die 22 in der abgelaufenen Saison. Die wird er allerdings bei einem anderen Verein absolvieren müssen. Die Lilien verabschiedeten den 30-Jährigen bereits. Note 3+
Luca Marseiler: Kam mit viel Vorschusslorbeeren nach Darmstadt – allerdings aus Liga drei. Die große Frage war, ob sich der wuselige Offensivspieler auch eine Klasse höher zurechtfindet. Klare Antwort von Marseiler: Er kann. Drei Tore und sieben Vorlagen sprechen für den 28-Jährigen. Note 3+
Tobias Kempe: Mister zuverlässig war in dieser Saison kaum noch gefragt. Zumindest auf dem Platz. Der 35-Jährige brachte es auf 15 Kurzeinsätze, für 90 Minuten reichte die Kraft nicht mehr. Aber: Kempe war – wie in all seinen Jahren in Darmstadt – ein wichtiger Anker im Teamgefüge der Lilien. Identifikationsfigur, Integrationshelfer, Idol. Es war ein würdiger Abschied für die Lilien-Legende, die sich ihr großes Abschieds-Finale auch von einem Innenbandriss nicht nehmen ließ. Die Lilien ohne Tobi Kempe? Das ist ab kommender Saison Realität, aber immer noch nicht vorstellbar. Ohne Note
Der Sturm
Isac Lidberg: Ein Blick auf die Torquote des Schweden reicht eigentlich zur Bewertung völlig aus. Wer in 28 Spielen 14 Buden erzielt, der kann nur mit der Bestnote in die Sommerpause verabschiedet werden. Lidberg hat zudem noch vier weitere Treffer aufgelegt. Und man kommt einfach nicht drumherum zu überlegen, was für den SV98 vielleicht noch drin gewesen wäre in dieser Saison, hätte eine Muskelverletzung den 26-Jährigen kurz vor Weihnachten nicht außer Gefecht gesetzt und damit auch die Erfolgsserie der Lilien beendet. Note 1
Fraser Hornby: 28 Spiele, 12 Tore, zwei Vorlagen. Auch Fraser Hornby dürfte mit seiner ganz persönlichen Saison zufrieden sein. Nachdem der Schotte 2023/24 von einer Verletzung in die nächste gestolpert war, konnte er nun endlich zeigen, warum die Lilien ihn vor zwei Jahren unbedingt haben wollten. Hornby ist ein super Wandstürmer, der aber auch mit dem Ball am Fuß stark ist. Note 1
Kilian Corredor: Apropos stark mit dem Ball am Fuß: Kilian Corredor ist der Darmstädter, dem man in dieser Saison vielleicht am liebsten beim Fußballspielen zugeschaut hat. Der Franzose ist trickreich, hat einen guten Schuss, aber auch den Blick für den Mitspieler. Acht Tore und sechs Vorlagen können sich schon sehen lassen. Man hat aber das Gefühl, dass der 24-Jährige noch Potenzial für mehr hat. Note 2
Oscar Vilhelmsson: Nach einer ordentlichen Saison in der ersten Liga, hat Vilhelmsson gefühlt einen Schritt zurück gemacht. Der Schwede hatte natürlich auch Verletzungspech, hatte erst mit den Adduktoren und dann mit dem Knie zu kämpfen. Was hinzukommt: Bei einem 21-Jährigen sind gewisse Leistungsschwankungen auch normal. Etwas mehr als ein Saisontor hätte es aber trotzdem sein dürfen. Note 4
Fynn Lakenmacher: Beim Neuzugang von 1860 München stellte sich dieselbe Frage wie bei Marseiler: Schafft er den Sprung in die zweite Liga? Eine endgültige Antwort steht zwar noch aus, eingeschlagen ist Lakenmacher allerdings bislang nicht. Mit einer ähnlichen Statur wie Hornby gesegnet blieb dem Nordrhein-Westfalen meist nur ein Platz auf der Bank. Schoss ein Saisontor, bereitete aber immerhin fünf vor. Note 4+
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