Regionalexpress auf freier Strecke, dahinter Sonne und dunkle Wolken

Hessen Rassistische Durchsage in Regionalbahn: Deutsche Bahn nimmt Vorwürfe "sehr ernst"

Stand: 26.05.2025 17:09 Uhr

Ein Zugbegleiter soll Frauen mit Kopftuch in einer Regionalbahn über die Lautsprecheranlage massiv beleidigt haben. Fahrgäste beschwerten sich bei der Deutschen Bahn. Für diese ist das beschriebene Verhalten "völlig inakzeptabel". Auch Minister Mansoori schaltet sich jetzt ein.

Zu dem Vorfall kam es nach Berichten von Fahrgästen am Freitag im Regionalexpress von Mannheim nach Frankfurt beim Zwischenhalt in Darmstadt. "Plötzlich sagte der Zugbegleiter voller Wut in die Sprechanlage etwas von Analphabeten", berichtet Moaad B., einer der Fahrgäste, dem hr.

Wenig später habe es eine zweite Durchsage gegeben, in der "von Vollpfosten und Kopftuchgeschwadern" die Rede gewesen sei, die angeblich die Zugtür blockierten und den ohnehin bereits verspäteten Zug so an der Weiterfahrt hinderten.

Fahrgäste im Zug schockiert

"Dann war erst einmal Stille", beschreibt der 34 Jahre alte Student aus Frankfurt die Situation im Zug. Viele seien perplex gewesen, irgendjemand in seinem Waggon habe gesagt: "Das ist diskriminierend."

Moaad B., der auch als Anti-Rassismus-Coach arbeitet, nahm über den "Sprechknopf" neben der Zugtür sofort Kontakt zum Lokführer auf und beklagte für alle im Zug hörbar die rassistischen Beleidigungen. Nicht er habe die Durchsagen gemacht, sondern der Zugbegleiter, habe der Lokführer daraufhin klargestellt.

Über Instagram machte Moaad B. den Vorfall öffentlich und forderte eine Stellungnahme der Deutschen Bahn. Mehrere Nutzerinnen und Nutzer, die offenbar auch in dem Zug saßen, zeigten sich ebenfalls schockiert und unterstützten die Forderung des 34-Jährigen auf Instagram. "Ich bin im gleichen Zug und konnte meinen Ohren nicht glauben", schrieb eine Nutzerin.

Bahn: "Wir prüfen den Vorfall intern"

Wie auch auf Nachfrage des hr reagierte die Bahn zunächst mit einer standardisierten Antwort: "Kulturelle Vielfalt, Offenheit, Toleranz und Respekt sind Grundwerte der Deutschen Bahn. Rassistische und fremdenfeindliche Äußerungen oder Diskriminierungen widersprechen unseren Unternehmenswerten."

Eine Bahnsprecherin sagte dem hr am Samstag, dass zwei Beschwerden von Fahrgästen aus dem Regionalexpress eingegangen seien. Man prüfe den Vorfall nun intern.

Fahrgast: "Muslimas aufs Gröbste beleidigt"

"Es ist schön, dass man mir die Unternehmenswerte mitteilt, aber es kommt einfach keine Empathie rüber", findet Moaad B. Immerhin seien "Muslimas aufs Gröbste rassistisch beleidigt" worden. Er sei "einfach nur wütend und enttäuscht", dass niemand Courage gezeigt habe: "Die Fälle von Antimuslimischem Rassismus in Deutschland nehmen seit Jahren stark zu. Deshalb war es mir wichtig einzuschreiten."

Während der Fahrt bis Frankfurt habe kein anderer Bahnmitarbeiter sich mehr zu dem Vorfall geäußert oder gar entschuldigt, beklagt er. Der Lokführer, mit dem Moaad B. nach der Ankunft im Frankfurter Hauptbahnhof noch einmal kurz das Gespräch suchte, bestätigte allerdings, die Durchsage ebenfalls gehört zu haben und sicherte zu, den Vorfall intern zu melden.

"Klare Konsequenzen", sollten sich die Vorwürfe bestätigen

"Das beschriebene Verhalten unseres Mitarbeiters klingt völlig inakzeptabel und absolut nicht so, wie es sein soll", erklärte die Bahn in einer weiteren Stellungnahme vom Sonntag.

Ein Bahnsprecher ergänzte am Montag: "Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst." Zur Prüfung des Falls werde "selbstverständlich" auch Stellungnahme des beschuldigten Mitarbeitenden eingeholt. "Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, ziehen wir klare und angemessene Konsequenzen." Diese reichten von Gesprächen mit der Führungskraft über arbeitsrechtliche Maßnahmen bis hin zur Veranlassung einer strafrechtlichen Verfolgung.

Minister Mansoori: "Null Toleranz" für Rassismus

"Ich bin sicher, dass die Verantwortlichen den Vorgang schnell aufklären und alles tun, um das Vertrauen der Fahrgäste zurückzugewinnen", teilte Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) am Montag mit. "Unter Druck auch im Ton daneben zu greifen, ist menschlich. Rassistisch zu beleidigen, ist jedoch auch durch Stress nicht zu rechtfertigen. Und im öffentlichen Raum gilt dafür genau eine Haltung: Null Toleranz."