
Hamburg Kult-Inszenierung von "Tristan und Isolde" kommt zurück nach Hamburg
Ein ganz besonderer "Tristan" kehrt an die Hamburgische Staatsoper zurück: Die Oper von Richard Wagner in einer legendären Regie-Arbeit von Ruth Berghaus von 1988. Damals ein Skandal - heute ein liebgewonnener Klassiker.
Was für ein Hamburger Opernmoment! Irgendwo im All, in einem Raumschiff, einer kalten grauen Welt spielt dieser Tristan. "Wir sagen immer: Das ist die Produktion mit der Turbine", sagt Opernintendant Georges Delnon. Beim schmachtenden Liebesduett beginnt sich diese große Raumschiff-Turbine zu drehen: Energie! Die weiche, romantische Musik und der brutale, kalte Kosmos. Delnon schwärmt davon "wie Ruth Berghaus das Thema Liebe auseinandernimmt und analytisch neu zusammensetzt, so dass es nicht bei diesen einfachen Klischees bleibt. Es hat mit so vielem zu tun - nicht nur mit Hormonen, sondern einem unglaublichen Überbau."
Buhrufe schockieren Delnon nicht
"Die beiden fassen sich ja nicht mal an!" hörte man immer wieder in den Pausengesprächen in Hamburg. Eine Empörung darüber, wie die Regisseurin aus der DDR, Ruth Berghaus, das vielleicht berühmteste tragische Liebespaar der Operngeschichte zeigt. Manche kamen extra nach Hamburg angereist, nur um "Buh" zu rufen. Berghaus war Skandal. Schon in ihrer Zeit an der Frankfurter Oper, erinnert sich George Delnon: "Es war einfach Kult. Als junger Student bin ich zu jeder ihrer Inszenierungen gepilgert. Das war Highlife. Wenn man so sozialisiert ist, dann ist man von den paar 'Buhs' hier in Hamburg nicht geschockt."
Neuauflage mithilfe dicker, alter Regiebücher
Dieser Tristan polarisierte. Berghaus schuf ungeheure ikonische Bilder: Besagte große Turbine oder Tristan, wie er in einem Boot einsam im All rudert. Oder Isolde beim Liebestod vor dem Vorhang mit einem Planeten darauf. Heute ist diese Inszenierung kein Skandal mehr, aber sie hat von ihrer poetischen Kraft nichts verloren. Damit das so bleibt, haben sie jetzt an der Staatsoper Hamburg mehr als drei Wochen geprobt - mithilfe der bibeldicken alten Regiebücher, in denen neben den Noten alle Bewegungen und Bilder aufgeschrieben und aufgezeichnet sind. "Das ist viel", gibt Delnon zu, "aber das finde ich seriös. Es gibt Häuser, die machen weniger, aber ich sage keine Namen."
Opernschatz, der um die Welt gereist ist
Mit dieser Inszenierung war Delnon am Anfang seiner Zeit als Hamburger Intendant sogar auf Gastspiel in Kolumbien in Bogotá. Viele treue Fans, die dieses Meisterwerk schon mehrmals gesehen haben, werden auch dieses Mal wieder kommen. Dieser Tristan ist ein besonderer Hamburger Opernschatz. "Mir geht es so, dass ich trotzdem geplättet bin, auch vom intellektuellen Wumms einer solchen Inszenierung", sagt Delnon.
Tristan und Isolde - in der legendären Ruth-Berghaus-Inszenierung von 1988 - ist noch einmal am 9. und am 15. Juni in der Hamburgischen Staatsoper zu sehen.
Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | Kulturjournal | 28.05.2025 | 19:00 Uhr