
Hamburg Isabel Kreitz stellt fesselnden Comic-Roman aus der NS-Zeit vor
Die Illustratorin und Zeichnerin Isabel Kreitz zählt zu den renommiertesten Künstlerinnen ihres Fachs. Nun hat die Hamburgerin ihre neue Graphic Novel "Die letzte Einstellung" im Hamburger Abaton-Kino vorgestellt.
"Wenn man nach acht Jahren ein Buch auf den Markt schmeißt, ist das natürlich der Moment der Wahrheit", sagt Isabel Kreitz. So lange hat sie an dem 312 Seiten dicken Buch gezeichnet, geschliffen, zwei-, dreimal verworfen und erneut angefangen. Jetzt also erblickt es das Licht der Comicwelt im Abaton-Kino im Hamburger Grindelviertel. Normalerweise laufen hier Autorenfilme, Dokumentationen und preisgekrönte Spielfilme. Nun flimmern Comic-Seiten über die Leinwand.
Es ist die erste Comic-Lesung in der 55-jährigen Geschichte des Kinos. Und diese doppelte Premiere ist gut besucht. Nina Weniger liest szenisch mit viel Empathie zu Beginn einige Passagen aus der Graphic Novel. Sie steht dabei hinter einem Pult neben der großen Leinwand. Währenddessen werden die schwarz/weiß-Zeichnungen von Isabel Kreitz eingeblendet.
Comic-Roman über innere Emigration in NS-Zeit
"Was mich eigentlich immer interessiert, also auch in meinen vorhergehenden Büchern, sind Menschen, die in einem mehr oder minder feindlichen Umfeld undercover leben müssen." Kreitz erzählt in ihrem Comic-Roman die Geschichte von Heinz Hoffmann. Der ist Drehbuchautor bei der UFA und in der Zeit vor der Machtergreifung der Nazis gut im Filmgeschäft, doch dann ändert sich der politische Wind und Hoffmann erhält Berufsverbot. Er flieht aber nicht, sondern bleibt, will angeblich die dunkle Zeit dokumentieren.

Schauspielerin Nina Weniger liest Passagen auf der Bühne des Abaton-Kinos
Am Ende gerät er aber in moralische Interessenkonflikte, als er doch ein Angebot für einen Propagandafilm in den letzten Kriegstagen annimmt. "Ausschlaggebend war eigentlich ein Buch von Christoph Blumenberg, der darin über den letzten Film des Dritten Reiches geschrieben hat", erzählt Kreitz im anschließenden Gespräch zusammen mit dem Film- und UFA-Experten Michael Töteberg, der kräftig am Buch mitgewirkt hat. "Und als ich das in die Hand bekam, habe ich mich gleichzeitig viel mit Erich Kästner beschäftigt. Und aus dieser Melange ist dann diese Idee entstanden." Dem Publikum hat es gefallen.
Dreistündige ruhige Comic-Sause, die bereichert
Zum Abschluss gab es noch die "Berliner Ballade". Ein knapp 90-minütiger Film aus dem Jahr 1947 mit dem ganz jungen Gert Fröbe in einer gutgemeinten Heimkehrer-Komödie. Auch wenn die drei Stunden der eher ruhigen Comic-Sause die eine oder andere Länge hatte, waren die Lesung, das Buch und der Film eine Bereicherung.
Dieses Thema im Programm:
NDR Kultur | Kulturjournal | 21.05.2025 | 19:00 Uhr