
Hamburg Hamburg Ballett: Demis Volpi äußert sich zu Vorwürfen
In Hamburg gibt es aktuell Aufruhr um Ballettintendant Demis Volpi. Tänzer werfen ihm ein toxisches Arbeitsklima vor. Am Sonntag äußerte sich Volpi bei einer Veranstaltung in der Staatsoper zu den Vorwürfen.
Seit Wochen steht Hamburgs Ballettintendant Demis Volpi in der Kritik: Tänzer werfen ihm fehlende Kommunikation, abschätziges Verhalten und ein toxisches Arbeitsklima vor. Sie haben Briefe an Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda geschrieben. Mit Spannung wurde am Sonntag die Ballettwerkstatt an der Staatsoper in Hamburg erwartet. Demis Volpi wollte Einblicke in seine Arbeit an "Demian" geben. Das Stück soll im Juli die 50. Hamburger Balletttage eröffnen.
Als Demis Volpi auf die Bühne kam, war das schon kurz vor einem Tumult. "Geh nach Hause", rief sogar jemand aus dem Publikum. Andere forderten Ruhe, jemand ging Türen knallend heraus und wohl jeder hielt irgendwie die Luft an. "Es ist, wie Sie sich vorstellen können, nicht einfach für mich, heute hier zu stehen", begann der Ballettchef.

Ballettchef Demis Volpi hat sich zwar zu den Vorwürfen gegen ihn geäußert, sie aber weder zurückgewiesen noch zugegeben.
Tänzer werfen Volpi "Klima der Angst" vor
Diese Ballettwerkstatt war überschattet von den Vorwürfen, die seit drei Wochen im Raum stehen. Tänzer aus Hamburg und aus Düsseldorf, Volpis vorherigem Arbeitsplatz, berichteten von einem "Klima der Angst" unter seiner Intendanz.
Wohl jeder im Publikum hatte auf die eine oder andere Weise von der Kritik am Ballettintendanten gehört. Allgemein wurde positiv aufgenommen, dass sich Volpi den Vorwürfen gestellt hat. Man wisse aber nicht, was wirklich vorgefallen sei, betonten viele. "Ich fand Volpi aufgesetzt und gewollt und steif. Es ist schwierig zu sehen, ob das alles ehrlich gemeint ist", kommentierte eine Zuschauerin das Auftreten des Ballettchefs.
Volpi spricht von Veränderungsprozess
Auch wenn Demis Volpi den Buhs und Rufen mit ruhigen Pausen begegnete: Der Ballettchef wirkte sichtlich angeschlagen. "Ich nehme diese Kritik sehr ernst. Wir alle hier nehmen sie sehr ernst", erklärte er. Das Hamburg Ballett mache gerade einen Veränderungsprozess durch, der sicher nicht ohne Reibung passieren könne. Die geäußerte Kritik an der Art, wie er seine Führung und seine Intendanz gestalte, treffe ihn hart, sagte Volpi.
Gemischte Reaktionen bei der Veranstaltung
Auch wenn es noch ein paar Zwischenrufe gab: Von den meisten im Publikum gab es immer wieder aufmunternden Applaus. "Ich fand es wirklich großartig", erklärte eine Zuschauerin und fügte hinzu: "Die Reaktion zu Beginn war sehr unangemessen." Ähnlich äußerte sich eine weitere Frau: "Mich freut es, dass die mit negativer Meinung rausgegangen sind. Dies ist nicht der Raum, so etwas zu äußern." Ein weiterer Zuschauer fand: "Das muss intern geklärt werden. Es gehören immer zwei Seiten dazu."

Nachdem Demis Volpi sich zu den Vorwürfen gegen ihn geäußert hatte, präsentierte die Compagnie Auszüge aus dem neuen Stück "Demian".
Nach gut zehn Minuten und noch einmal ausdrücklichem Lob des Chefs für die intensive, offene Arbeit der Compagnie "trotz allem" ging es dann wie geplant um die Arbeit an "Demian", dem ersten abendfüllenden Stück, das Volpi für das Hamburg Ballett kreiert.
Auszüge aus "Demian" choreographisch nicht besonders komplex
Zusammen mit der Dramaturgin Vivien Arnold gab der Ballettchef erste Einblicke in seine Choreografie und die Geschichte von Hermann Hesses "Demian". Interessant war das, wenn es um diesen besonderen Entwicklungsroman ging. Viel Applaus gab es für die Tänzer. Wenig gefordert wirkten sie. Die kurzen Auszüge jedenfalls, die zu sehen waren, schienen choreogaphisch nicht besonders komplex. Und ohne die Vorwürfe, die im Raum stehen, war dieser Vormittag sowieso nicht zu denken.

Tänzerin Greta Jörgens zeigte bei der Ballettwerkstatt an der Hamburger Staatsoper Auszüge aus "Demian".
Zurückgewiesen oder zugegeben hat Demis Volpi nichts. Es gebe Gespräche auf allen Ebenen, sagte er. Das hört man aber schon seit Wochen. Das Hamburg Ballett wird zur Zeit anonym zu seiner Arbeitssituation befragt. Ergebnisse werden nächste Woche erwartet.
Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | Der Morgen | 26.05.2025 | 07:05 Uhr