
Hamburg Geheim-Baustelle auf dem Kiez: Hier zieht das Imperial Theater ein
Das Hamburger Imperial Theater zieht um - 150 Meter die Reeperbahn runter. Bei einer exklusiven Führung über die bisher geheime Baustelle zeigt Theaterchef Frank Thannhäuser, wie aus einer alten Spielhalle das neue Theater entsteht.
Gerade ist noch das Werbeschild von "Das indische Tuch" am Imperial Theater zu sehen. Geht es nach Theaterchef Frank Thannhäuser, könnte das aber wohl das letzte Stück sein, das hier noch gespielt wird. Er plant, im Mai 2026 auszuziehen. Das kommt nicht ganz freiwillig. "Wir müssen irgendwann hier raus, denn unsere Mietoption läuft 2030 aus", so Thannhäuser. "Was danach passiert, ist völlig ungewiss - und deshalb kümmern wir uns jetzt. Die Lösung: Wir ziehen 50 Meter weiter. Aber den Kiez verlassen wir niemals!"
Neuer Standort für Krimitheater: Gebäude mit langer Geschichte
Genau genommen sind es 150 Meter Fußweg die Reeperbahn runter. Direkt neben der Boutique Bizarre war bis zur Corona-Pandemie eine Spielhalle, die seitdem leer steht. Die Tür ist zugeklebt, beklebt mit Stickern, besprüht mit Graffiti. Doch hinter der Fassade steckt mehr, erklärt Thannhäuser: "Früher war das mal das Radiant-Kino, ein großes Premierenkino. Später wurde es ein Schachtelkino, dann ein Pornokino - so wie auch das Imperial Theater früher einmal eines war. Danach zog eine Las-Vegas-Spielhalle ein, später die Admiral-Spielhalle. Und dann stand es leer. Und jetzt kommen wir!"
Mehr Sitzplätze, mehr Abstand - "und hier und da kleine Tischchen"
Bis es so weit ist, liegt allerdings noch einiges an Arbeit vor dem Team. Die Deckenverkleidung hängt lose herab, die alte Rolltreppe der früheren Spielhalle steht still. Das Balkongeländer im Foyer ist teilweise abgerissen. Im hinteren Teil des Gebäudes eröffnet sich eine große Halle - hier entsteht der neue Theatersaal. Die Bühne wird größer sein als am bisherigen Standort, auch das Foyer und der Rang bieten mehr Platz. "In dieses wunderbare Auditorium passen rund 80 Gäste mehr als bisher", sagt Thannhäuser. "Trotzdem wird es komfortabler: bessere Sitzqualität, mehr Abstand - und hier und da kleine Tischchen." Ganz wichtig ist dem Theaterchef auch: Der neue Standort wird barrierefrei. Erstmals können Rollstuhlfahrer ins Krimitheater.

Frank Thannhäuser bei der exklusiven Baustellen-Führung. Ob die derzeit stillgelegte Rolltreppe auch Teil des neuen Imperial Theaters wird?
Die Sanierung ist größtenteils Marke Eigenbau. Schon das bisherige Imperial Theater haben Thannhäuser und Team in weiten Teilen selbst saniert. An der Wand hängen teilweise schon Stoffmuster in dunkelrot. Bilder an der Wand zeigen, wie es hier mal aussehen soll. Eine Million Euro sind veranschlagt. "Das finanzieren wir ein wenig aus eigener Liquidität und aus der Liquidität der Gesellschafter", erklärt Thannhäuser.
Eröffnung im Mai 2026 geplant - mit Edgar-Wallace-Stück
Fördermittel sind beim Umbau bisher kein Thema. Für Thannhäuser aber war klar: Die über Jahrzehnte gewachsene Marke "Krimitheater" sollte nicht einfach verschwinden. Deshalb investieren er und seine Partner jetzt massiv - auch wenn das mit Risiken verbunden ist. "Ich blicke sozusagen gelassen in den Abgrund", meint der Theatermacher mit einem Schmunzeln. "Nein, im Ernst: Ich freue mich darauf. Ich weiß, dass es stressig wird. Aber ich bin überzeugt, dass wir das schaffen - weil wir das schon einmal geschafft haben."

Hier entsteht der neue Saal des Krimitheaters. Der Zugang wird barrierefrei sein, verspricht der Chef.
Das neue Haus gibt dem Imperial Theater eine Perspektive für die Zukunft. Der Mietvertrag ist für längere Zeit geschlossen. Es wird mehr Platz im Foyer geben, mehr Toiletten, und auch der Kostümfundus muss künftig nicht mehr extern untergebracht werden. Nur eines bleibt wie gehabt: das unverwechselbare Programm. Wenn der Zeitplan hält, hebt sich im Mai 2026 der Vorhang für "Der unheimliche Mönch" - natürlich von Edgar Wallace.
Dieses Thema im Programm:
NDR Kultur | Der Morgen | 28.05.2025 | 06:20 Uhr