Luftbild Visualisierung von einem geplanten Campus in Potsdam. (Quelle: Hasso-Plattner-Stiftung /Architektenbüro HSA)

Brandenburg Hasso-Plattner-Stiftung: Millionengeschenk für Brandenburg

Stand: 02.06.2025 21:23 Uhr

Die Hasso-Plattner-Stiftung finanziert den Umbau des alten Landtages auf dem Brauhausberg und löst damit einen Konflikt um Räume mit der Uni Potsdam. Ein Glücksfall - hinter dem auch sicherheitspolitische Ziele stehen. Von Hanno Christ

  • Milliardär Plattner will Aufbau eines neuen Uni-Campus' in Potsdam finanzieren
  • HPI am Griebnitzsee könnte sich deutlich vergrößern
  • Klare Botschaft an Forscher in den USA: Potsdam ist ein Hort freier Wissenschaft
  • Plattner verspricht sich Aufholjagd in der Wissenschaft

Wer derzeit in Potsdam von der Langen Brücke hoch auf den Brauhausberg blickt, dem bietet sich ein trauriges Bild: Der ehemalige Landtag, einst auch Sitz der SED-Bezirksleitung und des Reichskriegsarchivs, ist nicht mehr als eine Ruine, in das verkohlte Dachgebälk schaut man wie in eine offene Wunde. Im Sommer vor zwei Jahren war der ehemalige Landtag ausgebrannt, nach Jahren des baulichen Stillstandes.
 
Das Gelände ist mittlerweile verwildert wie ein Dornröschenschloss. Ein Prinz zum Wachküssen war lange weit und breit nicht in Sicht.
 
Geplant war dort nach dem Auszug der Parlamentarier vieles - wie der Bau eines Hotels, von Wohnungen oder anderen Einrichtungen. Geklappt hat dort aber so ziemlich nichts. Das große Haus mit dem verblassten SED-Symbol wurde ein Sinnbild des Scheiterns, dass weder eine öffentliche noch eine private Hand dort etwas gebacken bekam – und jeder Plan am Ende auch noch in Rauch aufging.
 
Nun ist es wieder einmal Potsdams Mäzen, der SAP-Mitgründer und Milliardär Hasso Plattner, der Bewegung in die Sache bringt. Übertragen in die Welt der Wissenschaft ist es eine Art Tesla-Investition, millionenschwer - mit dem Potenzial zur Strahlkraft über Deutschlands Grenzen hinaus, ein möglicher Booster für die Welt der Informatik made in Germany.

Alter Landtag, Brauhausberg, Potsdam, Brandenburg, Deutschland
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Plattner: Erfüllung eines Lebenstraums

Auf einer Pressekonferenz am Montag verkündete nicht nur Plattner den Coup, sondern mit ihm auch Spitzen der Universität Potsdam und der SPD-Landesregierung. Plattner, mittlerweile 81 Jahre alt, spricht von der Erfüllung eines Lebenstraumes und einer Sternstunde. "Der Kreis meiner Universitätsträume kann sich jetzt schließen. Ich baue eine Universität, wenn auch nur einen Teil." Davon habe er schon seit seinem ersten Besuch auf dem Brauhausberg vor 30 Jahren geschwärmt, so der Milliardär, der Potsdam in der Vergangenheit immer wieder mit Millionen-Investitionen bereichert hatte.
 
Gemeinsam hatten die Beteiligten der Pressekonferenz zuvor eine Absichtserklärung unterzeichnet, dass die Hasso-Plattner-Foundation (HPF) dem Land mehr als unter die Arme greift. Genaugenommen muss das Land dabei kaum mehr selber laufen: Die Stiftung finanziert den kompletten Umbau des alten Landtages und den Neubau mehrerer Gebäude dahinter.
 
Wieviel es kosten wird, darüber gibt es am Montag keine eindeutigen Zahlen. Plattner geht selbst von einem dreistelligen Millionenbetrag aus, aber nicht von Milliarden, wie in Medien zuvor berichtet worden war. "Es sind schon ein paar Preise gepurzelt. Wir wissen es noch nicht. Hoffentlich spuckt die SAP weiter die Dividende", so Plattner und verspricht: "Was immer uns das kosten wird: Die Stiftung wird das finanzieren." Eine Ansage, die wohl jeden Haushälter ins Schwärmen bringen dürfte.

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Hasso-Plattner-Institut kann sich deutlich vergrößern

Sind die Arbeiten abgeschlossen, ziehen die Fakultäten der Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften mit derzeit etwa 5.000 bis 6.000 Studierenden vom Campus Griebnitzsee im Potsdamer Stadtteil Babelsberg auf den Brauhausberg.
 
Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) würde dann in die leeren Häuser der Uni ziehen und sich am alten Campus auf bis zu 2.000 Studierende verdoppeln. Auch die Zahl der Professuren – derzeit sind es 34 – könnte sich dann verdoppeln. Das Informatik-Institut, das sich als Keimzelle für sogenanntes Digital Engineering versteht, will vor allem in die Erforschung und Entwicklung von Künstlicher Intelligenz investieren. Man wolle endlich aufschließen zu den namhaftesten IT-Denkschmieden in Deutschland wie Karlsruhe, Aachen, Darmstadt und München, heißt es.
 
International habe das HPI bereits einen guten Ruf, so Plattner. Zusätzlich würde die Universität Potsdam finanziell profitieren und aus dem Verkaufserlös ihrer Gebäude am Griebnitzsee in andere Universitätsteile in Golm und am Neuen Palais investieren. Es ist also in jeder Hinsicht eine finanziell komfortable Lösung und so spricht Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) von einer Win-win-win-Situation von HPI, Universität und dem Land. "Das wird die Position Europas verbessern", so Woidke. "Das ist der Anspruch, den wir damit verbinden."

Mal wieder gute Nachrichten für Woidke

Für Woidke ist es nach Wochen schlechter Nachrichten - etwa über Haushaltseinsparungen oder der abrupten Entlassung von Innenministerin und Regierungssprecher mal wieder ein Moment, in dem er glänzen kann. Wesentlichen Anteil an der Anbahnung der Investition wird auch seiner Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) zugeschrieben. Nach dem Projekt Uni-Medizin in Cottbus, Synagogenbau in Potsdam und Lehrerausbildung in Senftenberg liefert Schüle erneut und lobt Plattner. "In dieser großpolitischen Wetterlage gibt es einen Mäzen, der sagt: 'Ich werde Euch das Forschen in Freiheit ermöglichen.' Und das ist ein außerordentlich starkes Statement."

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Botschaft an Forscher in den USA

Tatsächlich ist die Investition deutlich mehr als ein Statement in der Wissenschaftslandschaft der Region. Das HPI will dabei helfen, Europa digital souveräner und damit sicherer zu machen; es brauche Menschen, die die IT-Sicherheit der Bürger gewährleisten und daran forschen. Dafür breitet das HPI auch die Arme weit in Richtung USA aus. Es schafft eine Anlaufstelle in Potsdam für US-Wissenschaftler und Studenten, die in den USA durch die Trump-Regierung unter erheblichen Druck gesetzt werden. So hatte die US-Regierung sowohl die staatliche Unterstützung von namhaften Universitäten eingestellt als auch ausländischen Studierenden die Studienerlaubnis in den Staaten entzogen. Potsdams Universitätspräsident Oliver Günther berichtet bereits von etlichen Kontakten in die USA: "Wir bekommen entsprechende Anfragen und ich bin jede Woche mit Leuten am Telefon, die sich überlegen, ins deutsche System zu kommen."

Visualisierung neuer Campus in Potsdam. (Quelle: Hasso-Plattner-Stiftung /Architektenbüro HSA)

Visualisierung neuer Campus Potsdam

Plattner, der auch in den USA lebt, beschreibt die Entwicklung in den USA als belastend. "Aber was mich noch viel mehr bedrückt: dass 37 Prozent der Amerikaner das für gut befinden und nach wie vor voll unterstützen." Er könne es überhaupt nicht verstehen. Was der "große Mann in Washington" so mache mit den Hochschulen sei fürchterlich, aber es sei auch eine Chance für Deutschland. "Wir haben eine historische Chance, die nächsten dreieinhalb Jahre aufzuholen. Und es gibt keinen Grund, dass wir nicht auch so gut Hochschule machen können", gibt sich Plattner zuversichtlich. Man wolle mindestens in die Liga der englischen Hochschulen kommen.
 
Plattner verbindet die Pressekonferenz am Montag auch mit einem Appell an so gut situierte Menschen wie ihn. "Ich bin fest davon überzeugt, dass die Verbesserung Deutschlands in der Weltwirtschaft über Ausbildung geht. Wir müssen bessere Schulen, Hochschulen und andere fortbildende Institutionen haben – wer auch immer die finanziert. Ich werde mein Möglichstes tun auch ein paar andere anzuregen, dass auch sie sich engagieren. Das ist fast eine Bürgerpflicht."
 
Ein Statement des Milliardärs für Investitionen in die Köpfe, das auch als Hinweis an die Regierung Woidke verstanden werden könnte. Die plant gerade mit deutlichen finanziellen Einschnitten im Schulbereich. Ein Mäzen war hier kurzfristig nicht zur Hand.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 02.06.2025, 19:30 Uhr