15.05.2025, Brandenburg, Cottbus: Teilnehmer am Aktionstag «Kita-Kollaps» protestieren auf dem Altmarkt in der südbrandenburgischen Stadt.(Quelle:dpa/P.Pleul)

Brandenburg Aktionstag: Bündnis "Kita-Kollaps" demonstriert gegen Mängel bei der Kinder-Betreuung

Stand: 15.05.2025 17:30 Uhr

Mit lautstarken Protestumzügen und Plakataktionen vor zahlreichen Kindertagesstätten will das brandenburgische Aktionsbündnis auf Mängel bei der Betreuung in Krippen und Kindergärten aufmerksam machen. Von Torsten Sydow

Zum dritten Mal treffen sich Eltern, Erzieherinnen und Träger von Kindertagesstätten am Donnerstag zum sogenannten "Kita-Kollaps"-Aktionstag. Auch Organisationen wie der Paritätische Landesverband Brandenburg und Kinder selbst sind dabei.
 
Der Alltag in vielen Kindertagesstätten sei unbefriedigend und der Bildungsauftrag vor Ort für die Kleinsten nicht immer zu erfüllen, sagt der Organisator des Potsdamer Aktionstages, Robert Witzsche. Viele Kinder hätten einen steigenden Betreuungsbedarf und dafür stünden zu wenige Erzieherinnen und Erzieher zu Verfügung.

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Aktionsbündnis fordert besseren Betreuungsschlüssel

Zentrale Forderung am Aktionstag, der in Brandenburg auch in Frankfurt (Oder), Kyritz (Ostprignitz-Ruppin), Joachimsthal (Barnim) oder Elsterwerda (Elbe-Elster) stattfindet, sei die Erarbeitung eines zukunftsorientierten Kitagesetzes mit eindeutigen Vorgaben zur Personalbemessung. Die müsse sich am Bedarf der Kinder orientieren, sagt Organisator Witzsche. Der aktuelle Betreuungsschlüssel von einer Erzieherin auf 4,25 Kinder in der Krippe und einer Erzieherin auf zehn Kinder im Kindergarten sei nicht ausreichend. Außerdem müsse die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher stärker in der Praxis in Kindertagesstätten stattfinden.
 
Wünschenswert sei ein Betreuungsschlüssel von eins zu drei für die bis zu Dreijährigen und eins zu sechs im Kindergarten, so Witzsche. Zusätzliche Besorgnis bei Eltern und Kita-Trägern lösen die aktuellen Haushaltsplanungen der SPD/BSW-Koalition aus. Zum Jahresende wegfallende Bundesmittel könnten bedeuten, dass eine Kinderbetreuung über acht Stunden hinaus in Brandenburg nicht mehr durch Landesmittel finanziert wird. "Das kann im Ernstfall dazu führen, dass Kitas ihre Öffnungszeiten einschränken müssen und nicht mehr länger als acht Stunden geöffnet haben", sagte die Sprecherin des Elternbeirates Sarah Ostrowski dem rbb im Vorfeld.
 
Landtagsabgeordnete von SPD und CDU erklärten gegenüber rbb|24, dass sie versuchen werden, über Umschichtungen im Haushalt weiterhin eine anteilige Finanzierung von mehr als acht Stunden zu sichern. Das sei vor allem für Schichtarbeiter und Alleinerziehende wichtig.

Demos in Potsdam und Cottbus, Aktionen an Kitas

In der Brandenburger Landeshauptstadt Potsdam sowie in Cottbus starteten am Morgen Demonstrationszüge. Durch die geplanten Sparmaßnahmen könnten laut dem Bündnis "Kita-Kollaps" allein in Cottbus 40 Arbeitsplätze in den Kitas wegfallen. Einige Kindergärten im Land, unter anderem in Kyritz und Oranienburg, wollten zudem mit Plakataktionen und Kreidemalereien auf Fußwegen auf ihre Forderungen aufmerksam machen.
 
Landtagsabgeordnete wurden eingeladen, sich einen Eindruck über die Arbeitsbelastung in den Kindertagesstätten zu verschaffen. Zahlreiche Kindertagesstätten haben die Eltern über die Schließung am Aktionstag informiert. Bundesweit nehmen nach Angaben des Aktionsbündnisses mehr als 140 Kindertagesstätten an der Aktion teil.

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Rund 25.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kitas

Im Land Brandenburg sind nach Angaben des Bildungsministeriums im vergangenen Jahr in rund 2.030 Kindertagesstätten etwa 200.000 Mädchen und Jungen betreut worden. Im Krippenbereich bis zum dritten Lebensjahr beträgt die Betreuungsquote 60 Prozent und im Kindergartenbereich sind es 98 Prozent.
 
In den Kindertagesstätten in Brandenburg gibt es etwa 25.000 pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Jahr verlassen nach Darstellung des Bildungsministeriums in Potsdam etwa 1.500 ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher die beruflichen Schulen.