Ein Wachturm an der Wand der Justizvollzugsanstalt Tegel. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)

Berlin Unklarheit für Bühne der JVA: Gefängnistheater bangt um Kulturprojekt

Stand: 29.05.2025 13:50 Uhr

Trotz finanzieller Schwierigkeiten startet in der kommenden Woche das Gefängnistheater Aufbruch" im Berliner Gefängnis Tegel (Charlottenburg-Wilmersdorf) in die neue Freiluftsaison. Am 3. Juni feiert dort Shakespeares Frühwerk "Titus Andronicus" Premiere, wie das Theater und die Senatsjustizverwaltung bekanntgaben.

Bis zum 27. Juni sind insgesamt zehn Aufführungen innerhalb der Haftanstalt geplant. Mit der Inszenierung im Innenhof der Justizvollzugsanstalt Tegel (JVA) setzt das Theater die Tradition fort, dramatische Stoffe von Inhaftierten auf die Bühne zu bringen. Leicht sei das angesichts der massiven Einsparungen im Berliner Haushalt nicht, sagte Produktionsleiterin Sibylle Arndt.

Gefängnistheater Aufbruch: "1984" nach George Orwell; © Thomas Aurin
Ist das jetzt Orwells "1984" - oder Gefängnisalltag?
Dem Gefängnistheater "Aufbruch" wurde vom Berliner Justizsenat der Großteil der Mittel gestrichen. Dabei zeigt auch die neue Premiere "1984" in der JVA Plötzensee, wie wichtig diese Initiative ist – für Mitspieler und fürs Publikum. Von Barbara Behrendtmehr

Erst seit wenigen Tagen Zusage über nötige Projektgelder

Erst seit der vergangenen Woche sei klar, dass das Projekt bis Jahresende durch Geld aus der Lotto-Stiftung gesichert sei. Die Stiftung verwaltet den Gewinn der Deutschen Klassenlotterie in Berlin und unterstützt damit gemeinnützige Projekte.

"Für 2026 und darüber hinaus gibt es aber bislang keinerlei Informationen, ob und in welcher Form wir auf Unterstützung aus dem Landeshaushalt hoffen können", erklärte Arndt. Es sei jedoch wichtig, die Kontinuitäten in der Arbeit mit den Gefangenen nicht zu unterbrechen. "Darum haben wir normal mit den Gefangenen weitergearbeitet - trotz des eingeschränkten Budgets."

Aufführung von "Die Gerechten" des Gefangenenthetaers aufBruch. (Quelle: aufBruch)
"Zum ersten Mal hat jemand Interesse an mir gezeigt"
Max Sonnenberg ist im Gefängnistheater "Aufbruch" zum Schauspiel gekommen. Für ihn war es ein Schlüsselerlebnis. Dass das Theater jetzt durch die Sparpläne des Senats in Gefahr ist, macht ihm Angst. Was das Spiel für ihn bedeutet, erzählt er im Interview.mehr

Fokus auf die Begegnungen zwischen Inhaftierten und dem Publikum

"Durch die unsichere Finanzierung ist das, was sich so gut eingespielt hat, nun gefährdet", sagte Arndt. Im Strafvollzug wolle man langfristig planen. Arndt verweist auf den gesellschaftspolitischen Wert des Projekts. Die Begegnung zwischen Inhaftierten und Publikum seien wichtig. Das Theater ist darum weiter auf der Suche nach anderen Finanzierungswegen, etwa durch Sponsoring, Drittmittel oder Bußgeld. "Wir leben von der Hand im Mund - und putzen Klinken", beschrieb die Produktionsleiterin die Situation.

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