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Berlin Sophie Auster in Berlin: Sanfte Melancholie beim Club-Konzert

Stand: 26.05.2025 16:51 Uhr

Sophie Austers neues Album "Milk for Ulcers" ist zum Teil auch ihrem Vater, dem im letzten Jahr verstorbenen Schriftsteller Paul Auster, gewidmet. Am Sonntagabend gab die US-amerikanische Sängerin ein Club-Konzert in Berlin. Von Alexander Soyez

Es herrscht eher entspannte Party-Stimmung im Frannz-Club. Voll jedenfalls ist es nicht wirklich. Gerade mal knapp 200 Leute sind gekommen und der junge Singer-Songwriter Fabian Kuhn muss sich als Opening-Act beim Konzert alle Mühe geben, um die Stimmung anzuheizen. Wirklich nötig ist das allerdings kaum, denn als Sophie Auster mit ein bisschen Verspätung auf die Bühne kommt, hat sie das Publikum sofort in der Hand und lässt es keine Sekunde mehr los.
 
Auster ist den meisten wahrscheinlich vor allem als singende Tochter des im letzten Jahr verstorbenen Paul Auster bekannt. Doch mittlerweile kann sie schon auf zwei Jahrzehnte einer beachtlichen und eigenständigen Musikkarriere zurückblicken kann. Die begann 2005, als sie noch als Teenager ihr erstes Album herausbrachte.

Archivbild: Die Schweizer Sängerin Sophie Hunger liest im Rahmen der  Leipziger Buchmesse 2025  im Kupfersaal. (Quelle: Imago Images/Grube)
Frau mit musikalischen und literarischen Superkräften
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Eigene Kraft auf der Bühne

Sobald allerdings über Sophie Auster gesprochen wird, werden trotzdem fast immer sofort auch ihre Eltern erwähnt. Da wird gefragt, wie zwei Literatur-Stars als Eltern ihre Musik beeinflusst haben und wie schwer es für Sophie Auster ist, sich immer wieder dieser Frage stellen zu müssen. Es ist ein Vermächtnis, von dem sie sich nicht wirklich lösen kann und es im Grunde auch gar nicht will. Sie spricht in Interviews und manchmal auch zwischen ihren Songs offen über ihre Eltern. Sie gehören genauso zu ihr wie ihre Liebe zur Musik, sagt sie.
 
Aber sobald sie auf der Bühne steht, ist sie ihre eigene Kraft und eine eigenständige Künstlerin. Sie weiß sich vorm Mikrofon in Szene zu setzen, sie ist selbstbewusst, ist sich ihrer Attraktivität bewusst und sie kann hervorragend singen. Ihre Musik ist melodischer Singer-Songwriter-Pop mit Jazz, Folk und Chanson-Anleihen, ihre Stimme mag sanft und warm sein, aber sie ist auch klar und voller Energie. Ihre Präsenz ist eindrucksvoll und sie erobert mit ihr hauchenden aber druckvollen Stimme den gesamten Abend.

Mischung aus Kate Bush und Bonnie Tyler

Mit ihrem neuen Album "Milk for Ulcers", das sie während ihres anderhalbstündigen Auftritts im Frannz gemischt mit ein paar älteren Songs komplett spielt, setzt sie sich nicht zuletzt auch mit dem Tod ihres Vaters im vergangenen Jahr auseinander. "Blue Team“, der letzte Song auf ihrem neuen Album ist ihrem Vater gewidmet. Auch andere Schicksalsschläge in ihrer Familie wie den Tod ihres Halbruders und ihrer Nichte hat sie während der Arbeit an "Milk for Ulcers" verarbeitet.
 
Doch vom eher traurigen Hintergrund einiger Songs, spürt man bei ihrem energetischen und gut gelaunten Auftritt im Frannz kaum etwas. Man hört eine gewisse Melancholie bei manchen Stücken heraus, aber das ändert nichts am der hoffnungsvollen, optimistischeren Stimmung ihrer Songs. Man sieht ihr auf der Bühne an, wie sehr sie es genießt, eine Stimme zu haben und mit ihren Songs Geschichten erzählen zu dürfen.
 
Ein runder, wunderschöner Abend mit der Musik von Sophie Auster, die wie eine perfekte Mischung aus Kate Bush und Bonnie Tyler wirkt und deren Musik einen wohlig umarmt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.05.2025, 6:55 Uhr