
Berlin Amtsarzt von Berlin-Mitte: "Die Stechmücke ist ein Lästling, die Asiatische Tigermücke unser Auftrag"
Zu trocken für alles - selbst für die Mücke? Der Amtsarzt von Berlin-Mitte bestätigt, dass die Trockenheit den Mückennachwuchs bremst. "Kann sich aber schnell ändern", sagt er aber erklärt, welches die wahre Mückengefahr ist. Von Stefan Ruwoldt
Es ist trocken. Viel zu trocken. Aber ist es auch zu trocken für die Mücke? - Lukas Murajda, Amtsarzt von Berlin-Mitte, sagt: "Ja." Doch er fügt diesem "ja" noch ein "aber" an: "Aber: Die richtige Mückenzeit startet erst." Ja, es möge sein, dass es derzeit trocken ist, vielleicht sogar zu trocken für die Mücken. Doch gebe es noch genug Ecken, wo es trotz des wenigen Regens noch behaglich feucht für die plagenden Stechmücken sei. "Und dass es wieder richtig feucht wird in der Stadt, das kann in wenigen Tagen passieren", erklärt Murajda. "Eine Woche braucht das Ei der Mücke, dann eine oder zwei Wochen die Larve und dann ist die Mücke da."
Mag die Mücke auch lästig sein, gefährlich ist sie nicht - meistens. "Die Stechmücke ist ein Lästling", definiert Murajda. Und damit ist die Stechmücke vielleicht unangenehm. Das Problem aber seien nicht die Lästlinge, sondern die Schädlinge, weil sie Krankheiten übertragen können. "Die Asiatische Tigermücke wird in Berlin als Schädling gesehen. Hier lauert die Gefahr. Die Asiatische Tigermücke ist unser Auftrag."
Die Zeit für die Tigermücke erst in der zweiten Hälfte des Sommers
Die Asiatische Tigermücke, mit ihrem Ursprung in den Tropen, wandere langsam auch hierher, auch nach Berlin. Mehrfach bereits sei sie in den vergangenen vier Jahren in Berlin nachgewiesen worden. Berlin sei gar der nördlichste Punkt für einen Nachweis dieses Insekts. Hintergrund für die Sorge um die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke ist die Gefahr, dass sie verschiedene Krankheitserreger wie Dengue-, Chikungunya- oder Zika-Viren übertragen kann.
Amtsarzt Murajda ist im Gesundheitsamt Mitte zuständig für das Monitoring der Tigermücke in Berlin. So würden seit etwas mehr als zwei Wochen Mückenfallen von seiner Behörde aufgestellt. "Hier sehen wir, dass es derzeit - ja - weniger Mücken gibt als im vergangenen Jahr. Und: Eine Tigermücke war auch noch nicht dabei." Das allerdings sei wenig verwunderlich: "Die Zeit für die Tigermücke kommt nach unserer Erfahrung hier erst in der zweiten Hälfte des Sommers, mit den wirklich warmen Tagen: Hitzewelle und Tigermücke - das passt zusammen."
Jeder kann helfen, die Tigermücke dingfest zu machen
Bei diesem Monitoring, also dem Entdecken und dem Aufspüren dieser invasiven Art, könne jeder helfen. Murajda erklärt, wie: "Die Tigermücke verhält sich anders: Tigermücken stechen tagsüber, die Gemeinen Stechmücken eher am Abend." Berliner könnten helfen bei diesem Monitoring der Tigermücke, indem sie eine E-Mail an vektormonitoring@ba-mitte.berlin.de mit ihren Beobachtungen schicken.
Hitzewelle und Tigermücke - das passt zusammen.
Feuchte Gefäße als mögliche Ei-Ablagestelle aller Mücken
Um sich zu schützen - sowohl vor der Stechmücke als auch vor der Tigermücke - könne man einiges tun, sagt Murajda: "Feuchte Ecken und Behältnisse mit stehendem Wasser im Garten trockenlegen. Oder zunächst auch erstmal reinigen." Murajda erläutert das genauer: "Kleine Behälter mit stehendem Wasser sind das Problem. Das Wasser muss man wegkippen. Die Schale oder den Behälter muss man auswischen, denn die Eier kleben an den Wänden - etwa am Innenrand einer feuchten Vase, selbst bei nur wenig Wasser darin."
Putzen könne man hier mit einem feuchten Tuch oder Schwamm. Das helfe, sowohl die möglichen Nistplätze der Asiatischen Tigermücke zu reduzieren und helfe auch, Mücken-Nachwuchs vom eigenen Grundstück fern zu halten. Murajda packt seinen Rat in eine Art Mückenslogan: "Es ist Zeit für den Mückenputz." Und: Dieser Rat gelte, so betont Murajda, nicht nur im Sommer. "Die Mückensaison geht oft bis in den Oktober hinein."
Weniger bis gar nicht problematisch seien als Tigermücken-Nistplätze kleine Gewässer, denn dort lauerten Fressfeinde wie der Fisch oder der Frosch, sage Murajda. Es seien die kleinen Ecken und feuchten Winkel, die untersucht werden müssten: "Sie bilden das Tigermückenproblem."
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