
Bayern Das Revival der Dose: Ist Dosenbier besser als sein Ruf?
Billigbier, unhygienisch, schmeckt nicht: Das Dosenbier hat bei vielen Biertrinkern kein gutes Image. Dabei füllen bayerische Brauereien immer häufiger ihr Bier in die Dose – und die schneidet in einigen Punkten besser ab als die Glasflasche.
Gespannte Stimmung und Konzentration in der Brauerei Schönram. Heute wird Bier abgepumpt: 220 Hektoliter in einen Tanklaster. Das geschieht unter ständiger Überwachung, denn das Bier darf keinesfalls mit anderen Keimen oder Hefen in der Luft verunreinigt werden. Die alteingesessene Brauerei füllt ihr Helles seit einem Jahr auch in die Dose ab. Dafür muss das Bier zum Lohnabfüller nach Oberfranken. In Hallerndorf steht die Dosenabfüllanlage.
In der BR24 Vor-Ort Reportage: Die Wahrheit über Dosenbier
Zielgruppe sind junge Menschen
Für die Brauerei Schönram ist es ein Versuch, der bereits im ersten Jahr gut geklappt hat. 260.000 Dosen haben sie verkauft. Die Zielgruppe: junge Menschen, die auf Festivals gehen, in die Berge radeln, am See liegen, oder eine "Gipfehoibe" trinken. Bier in der Dose ist auch überall dort beliebt, wo Glas verboten ist. Da der Chef der Brauerei mit der Dose besondere Momente verbindet, kam er auf die Idee, das mit der Dose zu versuchen.
Vorteile beim Abfüllen
Auch der fränkische Lohnabfüller Georg Rittmayer spürt, dass die Dose im Kommen ist. Wegen der großen Nachfrage hat er sich vor zwei Jahren eine Dosenfüllanlage angeschafft. Mittlerweile füllt er für neun Brauereien in die Dose ab – Tendenz steigend. Auch für ihn als Abfüller habe es Vorteile: Beim Vorspülen braucht er bei der Dose nur noch wenige Milliliter kaltes Wasser. Eine Flasche müsste zudem auch chemisch gereinigt werden.
Dosen sind luft- und lichtdicht
Die Dose ist neben dem Keg-Fass das beste Gebinde für Bier, hebt Markus Kampf, Brauer für Schönram, hervor. Denn sie ist luft- und lichtdicht. Damit ist das Bier vor einem ungewollten Alterungsprozess geschützt. Gerade hopfenbetonte Biere mögen kein Licht. In der Craftbier-Szene ist die Dose bereits seit Langem angekommen. Nur der traditionelle Biertrinker sei noch skeptisch. Das hat auch die Schönramer Brauerei festgestellt: "Es sind auch Kunden abgesprungen, weil wir in ihren Augen Müll produzieren. Wir sind aber unserer Verantwortung, was die Umwelt betrifft, bewusst", betont Kampf. Denn bei Schönram ersetzt die Dose die Mehrwegflasche.
Kleiner, leichter, kompakter
Auch die Brauerei "Camba Bavaria" füllt 40 Prozent ihres Bieres in die Dose. Das spare rund 50 Prozent Platz bei der Lagerung, erklärt Brauereichef Markus Lohner. Das habe sehr geholfen. Die Brauerei wollte schon eine neue Halle bauen. Durch die Umstellung auf Dosen war plötzlich wieder Platz da. Denn die Dose ist rund zwanzigmal leichter als Glas und halb so groß. Zudem lässt sie sich enger packen und stapeln. Auch für Design ist auf einer Dose mehr Platz.
Bayerisches Bier als Exportgut
Während der Bierabsatz rückläufig ist, wächst der Marktanteil der Dose jedes Jahr um rund vier bis fünf Prozent. Das bestätigt auch der Brauerbund. Ein Grund: Der Export. Bayerisches Bier, vor allem Helles und Weißbier, ist ein Exportschlager. Jedes vierte Bier aus bayerischen Brauereien geht ins Ausland, betont Lothar Ebbertz, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds: "Ohne Export ginge es uns deutlich schlechter. Wir wissen aus bundesweiten Erhebungen, dass gut die Hälfte des aus Deutschland exportierten Bieres in der Dose exportiert wird." Wie viel Dosenbier aus Bayern in die USA, nach Italien oder China geht, ist unklar. Dazu werden keine Zahlen erhoben.
Ökobilanz – schwer zu vergleichen
Die Bierdose aus Alu ist recyclebar, aber Einweg. Zudem ist die Herstellung von Aluminium – und einen gewissen Anteil Neu-Aluminium braucht man für jede Dose – umweltbelastend. Die Bier-Glasflasche ist in Deutschland immer Mehrweg, und kann jahrelang befüllt werden. Es liegt auch an der Entfernung zu Brauerei, wann die Dose und wann die Flasche ökologischer ist. Beide Gebinde sollten in den Kreislauf zurück. Experten trinken Bier ohnehin nur im Glas. Denn nur dann entfaltet es sein ganzes Aroma.
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Quelle: BR24 vor Ort 27.05.2025 - 15:00 Uhr