
Baden-Württemberg Was bringt der Eurovision Song Contest Südbaden?
Der Eurovision Song Contest ist auch ein großes Geschäft. Der Gastgeberort Basel hofft auf Dutzende Millionen Einnahmen. Auch in Südbaden hofft man auf mehr Umsätze. Zurecht?
Wer noch spontan ein Hotelzimmer während des Eurovision-Song-Contests in Basel sucht, kann gut ein Schnäppchen finden: Ein Doppelzimmer in der Finalnacht am Samstag gibt es für unter 100 Euro in der Nähe der Grenze in Südbaden. Und das während extrem hohe Hotelpreise während des ESCs vor einigen Monaten noch Schlagzeilen gemacht haben. Wie kam es dazu?

Viele Hotels in Südbaden nahe der Schweizer Grenze haben zum Eurovision Song Contest mehr Gäste erwartet.
Felix Düster vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) erklärt: "Als bekannt wurde, dass in Basel der ESC stattfindet, kam es zu einem enormen Boom: Die Hotels waren sofort ausgebucht, es kam zu einem eklatanten Anstieg der Preise." Aber dann hätten viele ihre Buchungen wieder storniert. "Ich nehme an, weil die Leute keine Tickets bekommen haben für das Event", sagt Düster. Nun blieben rund 40 Prozent der deutschen Hotelbetten in der Nähe von Basel während des ESCs diese Woche leer. Weiter nördlich, etwa in Freiburg, sei kaum etwas vom ESC zu spüren. Düster gibt sich selbstkritisch: "Vielleicht waren die Preise zu hoch." Eine Zeit lang hätten Hoteliers in Deutschland gar die gleichen Preise verlangt wie in Basel - und das, obwohl sie weiter weg vom Geschehen sind.
Basel hofft auf viele Millionen Einnahmen
Zunächst noch hatten südbadische Hoteliers deutlich mehr Gewinn vom ESC erwartet: Sie hofften auf viele Gäste von weit her. Immerhin erwartet Basel hunderttausende ESC-Fans und rund 60 Millionen Einnahmen - in den Kassen von Hotels, Restaurants und Dienstleistern. Diese Prognose stützt sich auf Erfahrungen aus Liverpool, wo der ESC 2023 ähnliche wirtschaftliche Impulse auslöste. Und auch weil sich Basel als trinationale Gastgeberstadt präsentiert, hoffte man im benachbarten Südbaden, ebenfalls vom Großevent zu profitieren.

Selbst in der ESC-Finalnacht sind spontan noch Doppelzimmer mit Frühstück für unter 200 Euro zu haben.
Inzwischen ist aber klar: Viele ESC-Gäste benötigen gar kein Hotelzimmer: Über die Hälfte der Ticketkäufer kommt aus der Schweiz, 15 Prozent aus Deutschland. Und dank zusätzlicher Nachtzüge können viele Besucherinnen und Besucher nach den Shows direkt nach Hause fahren. So sind selbst die Hotels in Basel während des ESCs nicht vollständig ausgebucht, ihre Auslastung liegt nach Angaben von Basel Tourismus bei 85 bis 90 Prozent.
Kaum Aufträge für Dienstleister aus Südbaden
Neben Hotels profitieren in Basel beispielsweise auch Dienstleister, wie Veranstaltungstechniker vom ESC - in Südbaden blieb der erhoffte Auftragsschub aber aus, sagt der Geschäftsführer der Wirtschaftsfördergesellschaft Wirtschaftsregion Südwest GmbH, Alexander Maas. Organisatoren des Begleitprogramms hätten einigen Firmen in Südbaden mitgeteilt, dass Schweizer Anbieter bevorzugt würden: "Ich gehe davon aus, dass dies daran liegt, dass die Wertschöpfung im eigenen Land bleiben soll - schließlich hat die Ausrichtung des ESC den Kanton Basel viel Geld gekostet." Rund 40 Millionen Euro investierte der Kanton dafür, genehmigt durch eine Volksabstimmung.
Und nachdem Basel so viel Geld investiert hat, hofft man dort, dass dies auch längerfristige Effekte hat - etwa in Form von Standortmarketing. Ähnliches erhofft sich auch Weil am Rhein (Kreis Lörrach), dessen Kulturamt ein eigenes ESC-Festival organisiert hat - etwas weg vom Trubel in Basel. Das Budget war dabei begrenzt, dafür die Initiative umso größer: Amtsleiter Peter Spörrer sagt, um Kosten zu sparen, lege er bei den Public Viewings selbst als DJ auf. Höhepunkt war ein Konzert von Nicole am Mittwochabend (14.5.), der ersten deutschen ESC-Gewinnerin. Etwas mehr als 200 Menschen waren dabei.

Kulturamtsleiter Peter Spörrer legt beim Public Viewing im Kulturzentrum Kesselhaus selbst auf.
Langfristige Effekte fraglich
Ob der ESC Basel oder Südbaden nachhaltige wirtschaftliche Impulse bringt, bleibt offen. Tourismusexperte Jürg Stettler von der Hochschule Luzern sagt, dass die langfristigen Effekte von einmaligen Großereignissen oft überschätzt werden. Viel Hype, wenig nachhaltiger Ertrag - vielleicht zählt am Ende vor allem, dass die Region für ein paar Tage Europas größte Musikparty hautnah erlebt.
Sendung am Do., 15.5.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW