Erpressung  mit KI- Bildern

Baden-Württemberg Sextortion: Wie eine Frau aus Rhein-Neckar mit KI-generierten Bildern erpresst wurde

Stand: 24.05.2025 11:06 Uhr

Sextortion ist Erpressung mit pornografischen Bildern oder Videos. Eine Frau aus der Rhein-Neckar-Region berichtet von ihren Erfahrungen.

Von Danilo Quarta, Susanne Beßler

Unter Sextortion versteht man die Erpressung mit pornografischen Bildern oder Videos. Diese werden auch mal mittels KI generiert wie in dem Fall von Sandra Meier aus der Rhein-Neckar-Region.

Nichtsahnend schaut Sandra Meier (Name von der Redaktion geändert) in ihr Email-Postfach und entdeckt plötzlich eine dubiose Mail. Im Anhang sind einige manipulierte Fotos von ihr, auf denen sie unbekleidet zu sehen ist. Die Nachricht ist ein Erpressungsversuch. Der Kriminelle droht ihr mit der Veröffentlichung. Das Landeskriminalamt (LKA) Stuttgart spricht von 5.600 solcher oder ähnlicher Fälle allein in Baden-Württemberg.

Sie ignoriert die Forderungen, aber der Erpresser macht seine Drohungen wahr. Kurz darauf sind die Fotos auf pornografischen Webseiten online. Dazu auch sensible Daten wie Adresse, E-Mail und Telefonnummer. Selbst vor der Adresse ihrer Eltern macht der Kriminelle keinen Halt. Nach der Veröffentlichung reagieren fremde Männer mit anzüglichen Nachrichten und Anrufversuchen auf die gefälschten Bilder.

Erpressung

Nach der Veröffentlichung der gefälschten Bilder auf diversen pornografischen Websites erhält Sandra Meier vemehrt Nachrichten von fremden Männern.

Fotos mit KI generiert

Die Bilder wurden vom Erpresser mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. Normale Urlaubsfotos, die Sandra vor einigen Jahren gepostet hatte, wurden von den Kriminellen verwendet, um die pornografischen Bilder zu generieren. Laut Sébastien Elbracht vom Chaos Computer Club Mannheim ist das auch für Laien sehr einfach:

Sébastien Elbracht vom Chaos Computer Club Mannheim zu KI-Bilderstellung

Die einfache Videobearbeitung sorge für eine niedrige Hemmschwelle bei den Cyberkriminellen, so Elbracht. Wichtig sei jedoch auch das eigene Verhalten. Der Chaos Computer Club Mannheim empfiehlt, die Fälle zur Anzeige zu bringen. So auch im Fall von Sandra Meier, sie ist mit dem gesicherten Beweismaterial zur Polizei gegangen und hat die einzelnen Plattformen kontaktiert, damit die Bilder heruntergenommen werden.

Was können Betroffene von Sextortion tun?
Erstmal die Ruhe bewahren, man sollte nicht voreilig auf die Forderungen der Erpresser eingehen. Die Erpresser hören in der Regel nicht auf, sondern verstärken ihre Drohungen. Lieber die Beweise sichern und den Kontakt zum Erpresser abbrechen. Anzeige erstatten, am Besten persönlich mit den Beweismitteln zur örtlichen Polizeibehörde gehen. Hilfe holen: Es ist ratsam mit Freunden und Familie darüber zu reden und Hilfsangebote zu nutzen. Auf StopNCII.org oder Take It Down können die Bilder gemeldet werden, damit sie von den Plattformen offline genommen werden.

Zahlen des LKA: Rund 5.600 Fälle 2024

Das Landeskriminalamt Stuttgart hat im vergangenen Jahr rund 5.600 Fälle von sexueller Erpressung allein in Baden-Württemberg erfasst. Das LKA geht aber von einer weit höheren Dunkelziffer aus, da einige Betroffene die Fälle aus Scham nicht anzeigen. Nur 0,8 Prozent der Fälle werden aufgeklärt. Die Aufklärung ist schwierig, wenn die Kriminellen aus dem Ausland agieren oder ausländische IP-Adressen nutzen. Es gebe trotzdem Wege, die Täter ausfindig zu machen - über die Geldströme und über Spuren im Netz, zum Beispiel durch E-Mail-Verkehr.

Sendung am Sa., 24.5.2025 17:30 Uhr, SWR Aktuell

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