Landgericht Stuttgart

Baden-Württemberg Schuss-Serie Region Stuttgart: Mit Auto angefahren - Opfer weiter im Wachkoma

Stand: 30.05.2025 09:23 Uhr

Ein 26-Jähriger soll einen Angehörigen einer rivalisierenden Gruppe absichtlich mit einem Auto angefahren haben. Vor dem Landgericht Stuttgart hat der Prozess gegen ihn begonnen.

Von Julia Georgii

Am Landgericht Stuttgart hat am Freitag ein weiterer Prozess in Zusammenhang mit der Schuss-Serie zweier rivalisierender Gruppen in der Region Stuttgart begonnen. Der zur Tatzeit 25-Jährige soll laut Staatsanwaltschaft gemeinsam mit vier weiteren Komplizen ein Angehöriger der gegnerischen Gruppierung in Stuttgart-Vaihingen angegriffen haben. Nachdem das Opfer zunächst fliehen konnte, soll der Angeklagte ihn bewusst mit seinem Auto angefahren haben, um ihn zu töten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten versuchten Totschlag im Oktober 2023 vor.

Gericht Stuttgart: Opfer wird vorraussichtlich nicht wieder aufwachen

Laut Landgericht soll das Auto den Mann frontal mit 64 Kilometer pro Stunde getroffen haben. Er erlitt dabei lebensgefährliche Verletzungen. Seitdem befindet er sich im Wachkoma. Nach Angaben des Gerichts gibt es wenig Chancen, dass er wieder aufwachen wird.

Hintergrund: Schüsse in der Region Stuttgart
Seit mehr als zwei Jahren fallen immer wieder Schüsse in der Region Stuttgart - fast immer vor Shisha-Bars oder Barbershops, vorwiegend nachts. Immer wieder gibt es Verletzte, auch mindestens einen Toten. Die ersten Schüsse fielen Anfang September 2022 in Mettingen (Kreis Esslingen). Es folgten weitere Vorfälle im Frühjahr 2023 in Ostfildern, Plochingen (hier gleich zwei Mal) und Reichenbach (alle Kreis Esslingen) sowie in Eislingen an der Fils (Kreis Göppingen). Mitte März wurde in Stuttgart-Zuffenhausen geschossen. Am 8. April starb ein 18-Jähriger durch Schüsse in Asperg (Kreis Ludwigsburg). Anfang Juni 2023 wurden zehn Menschen durch den Anschlag mit einer Handgranate in Altbach (Kreis Esslingen) verletzt. Im Zuge der Ermittlungen sind seit Ende 2022 inzwischen mehr als 90 Tatverdächtige festgenommen worden (Stand Januar 2025). Ihnen wird unter anderem gefährliche Körperverletzung, versuchter gemeinschaftlicher Mord oder versuchter Totschlag vorgeworfen. Mehr als 300 Durchsuchungen und Kontrollen wurden im Zusammenhang mit der Schuss-Serie durchgeführt sowie mindestens eine Abschiebung. Die Polizei fand unter anderem Messer, eine Maschinenpistole, Schreckschusswaffen, Mengen an Smartphones unbekannter Herkunft, geringe Mengen Rauschgift und Testosteron - und geladene Schusswaffen in Autos. Bei einer Durchsuchung wurden sogar gefälschte Identitätspapiere sichergestellt. Im Februar 2024 wurde die Prävention im Rahmen der Ermittlungen ausgeweitet. Ein besonderer Schwerpunkt sind laut Landeskriminalamt dabei Brennpunkteinsätze mit intensiven polizeilichen Personen-, Fahrzeug- und Fahndungskontrollmaßnahmen im öffentlichen Raum.

Das Landgericht Stuttgart hat für das Verfahren bis Oktober 14 Verhandlungstage angesetzt. Insgesamt ist es mittlerweile das 16. Verfahren am Landgericht, das sich mit dem Konflikt der beiden Banden auseinandersetzt. Es sei ein enormer Aufwand für das Gericht, so ein Sprecher.

Sendung am Fr., 30.5.2025 6:00 Uhr, SWR4 BW am Morgen, SWR4 Baden-Württemberg

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