Julien Ferrat hält das aktuelle Amtsblatt mit seinem Artikel in den Händen.

Baden-Württemberg "Politische Bildungsfahrt": Mannheimer Politiker lädt zum FKK-Swinger-Urlaub ein

Stand: 16.05.2025 09:48 Uhr

Der Mannheimer Stadtrat Julien Ferrat zeigt sich gerne nackt. Im Amtsblatt lädt er zu einem FKK-Urlaub ein und kassiert dafür Kritik von der CDU.

Von SWR

Das Bild im Mannheimer Amtsblatt zeigt den Stadtrat Julien Ferrat (Die Mannheimer) nackt am Strand - sein Geschlechtsteil bedeckt er nur mit einem Schild mit der Aufschrift "Die Mannheimer im Gemeinderat". Die Überschrift des Artikels lautet: "Politische Bildungsfahrt nach Cap d’Agde". Darunter ruft der 33-Jährige zu einem "unvergesslichen FKK-Swinger-Urlaub mit interessantem Politik-Programm" auf.

"Die Einladung ist ernst gemeint", sagt Ferrat. "Wer Interesse hat, soll mir gerne eine E-Mail schreiben und dann gucken wir mal, wie es weitergeht." Es gebe bereits erste Interessentinnen und Interessenten. Im August soll es demnach acht Tage nach Frankreich gehen. Die Reisekosten trage jeder Teilnehmer selbst.

Politiker lädt zu FKK-Reise ein - das Ziel ist ein "Tourismus-Hotspot für Nudisten"

"Das Village naturiste in Cap d’Agde gilt als Mekka für Nudisten und Swinger", schreibt Ferrat in seinem Beitrag. "Was nur wenige wissen: Ohne die staatliche Tourismus-Förderung (...) wäre dieser Ort niemals entstanden." Er spricht von einem "Vorzeigeprojekt für eine staatlich geplante Stadtentwicklung zur Stärkung der lokalen Wirtschaft".

Ziel sei ein "Tourismus-Hotspot für Nudisten" gewesen. Nach und nach seien dann auch Swinger-Clubs dazugekommen. Was genau bei der Reise geboten sein werde? "Zum einen wollen wir uns natürlich den Strand angucken, Swinger-Clubs und so weiter und so fort", sagt Ferrat. "Aber es gibt auch eine politische Komponente." So solle es etwa Gespräche mit dem Tourismusbüro, Vertretern der Stadtverwaltung sowie Hoteliers geben. 

Mannheimer Politiker Ferrat: Machen wir doch mal was anderes

Auf der offiziellen Webseite des Tourismusbüros von Cap d'Agde an der französischen Mittelmeerküste wird das FKK-Dorf ausführlich beworben. Private Anbieter sprechen von einem "Urlaubsort ohne Hemmungen" und bezeichnen Swinger-Hotels im "Village naturiste" als eine "einzigartige Mischung aus FKK-Urlaub und prickelnder Sinnlichkeit". "Viele Politiker bieten ja Bildungsfahrten im Bundestag, ins Europäische Parlament an", sagt Ferrat. "Deswegen habe ich mir gedacht: Machen wir doch mal was anderes."

Und über das Amtsblatt habe er schlicht die Möglichkeit gehabt, viele Menschen zu erreichen. Ferrat ist Alleinstadtrat, studiert sonst Sozialwissenschaften und ist im Online-Handel tätig. Genauer will er seine berufliche Tätigkeit nicht beschreiben. Die Mannheimer CDU sieht einen Schaden für die Politik.

"Zum Fremdschämen": Mannheimer CDU kritisiert FKK-Aktion

"Ich finde den Aufruf an der Stelle hirnverbrannt, weil ich glaube, dass er der Politik eher schadet", sagt Christian Hötting, CDU-Kreisvorsitzender in Mannheim und Stadtrat. "Ich kann da nichts Sinnvolles drin erkennen, was die Stadt, was die Menschen in dieser Stadt nach vorne bringt. Es ist einfach nur so ein bisschen zum Fremdschämen." Die Menschen würden das Verhalten eines Stadtrates auch auf die anderen übertragen und denken: "Die da oben machen so einen Unsinn."

"Niemand wird ja gezwungen, da hinzugehen", sagt Ferrat hingegen. "Wer sich daran stört, soll einfach den Artikel weglegen." Die Stadtverwaltung hält sich mit einer Bewertung des Beitrags zurück. "Das Amtsblatt als amtliches Verkündungsorgan der Gemeinde unterliegt besonderer parteipolitischer Neutralität", sagt ein Sprecher. Die Mitglieder des Gemeinderats würden ihre Beiträge in Eigenverantwortung verfassen.

Ferrat zeigt sich öfter nackt im Amtsblatt

Es ist nicht das erste Mal, dass Stadtrat Ferrat öffentlich die Hüllen fallen lässt: Bereits im vergangenen Sommer veröffentlichte er eine Vorstellung seiner Person im Amtsblatt - das Foto dazu zeigte ihn nackt, sein Geschlecht bedeckte er schlicht mit seinen Händen. Auch zur Nacktsprechstunde lud er bereits ein und versprach "völlige Transparenz".

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