
Baden-Württemberg Nach Unfalltod eines Polizisten in Stuttgart: Anklage erhoben
Vor fast einem Jahr ist bei einer Eskorte für den ungarischen Regierungschef in Stuttgart ein Polizist ums Leben gekommen. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft eine Seniorin angeklagt.
Vor fast einem Jahr wurde bei einem schweren Unfall in Stuttgart-Degerloch ein 61 Jahre alter Motorradpolizist so schwer verletzt, dass er wenig später im Krankenhaus starb. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage am Amtsgericht Stuttgart gegen eine 70 Jahre alte Frau erhoben, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) erfuhr.
Unfall ereignete sich in Degerloch bei Orbán-Eskorte zur EM
Der Unfall ereignete sich, als eine Motorrad-Staffel nach einem Spiel der ungarischen Nationalmannschaft bei der Fußball-EM in Stuttgart den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán wieder zurück zum Flughafen eskortierte. Neben dem 61-Jährigen wurde am 24. Juni 2024 noch ein weiterer Polizist schwer verletzt. Eine damals 69-jährige Autofahrerin war mit dem Motorrad des 61-Jährigen kollidiert. Das Motorrad wurde durch die Wucht des Aufpralls gegen das Motorrad des 27-jährigen Kollegen geschleudert, der den Kreuzungsbereich abgesperrt hatte. Die Straße blieb mehrere Stunden lang gesperrt.
Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft der dpa mitteilte, wird die jetzt 70 Jahre alte Fahrerin wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Zuerst hatte die "Eßlinger Zeitung" berichtet.
Große Anteilnahme innerhalb der Polizei nach Tod des Kollegen
Nach dem Unfalltod des Motorradpolizisten gedachten mehrere Hundert Kolleginnen und Kollegen des Mannes. In einem Trauermarsch zogen sie vom Stuttgarter Hauptbahnhof zur Domkirche St. Eberhard. Dort wurde der tödlich verunglückte Beamte anschließend in einer Trauerfeier unter anderem im Beisein von Innenminister Thomas Strobl (CDU) gewürdigt. Insgesamt folgten rund 700 Menschen dem Porträt des gestorbenen Mannes an der Spitze des Trauerzuges. Etliche Kolleginnen und Kollegen standen mit ihren Motorrädern Spalier.
Eine Woche nach dem Unfall hatten bereits Hunderte Kolleginnen und Kollegen des 61-Jährigen gedacht und für eine Schweigeminute auf dem Schlossplatz innegehalten. Die Staatsanwaltschaft konnte auf dpa-Anfrage nicht sagen, ob sich die angeklagte Fahrerin zu den Vorwürfen geäußert hat.
Sendung am So., 1.6.2025 19:45 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW