Nach dem tödlichen Gondelabsturz auf einer Brückenbaustelle in Horb am Neckar (Kreis Freudenstadt) haben am Mittwoch unter anderem Vertreter und Vertreterinnen aus der Politik Blumen an einem Baum niedergelegt. Am Dienstag waren drei Männer bei dem Absturz der Arbeitsgondel ums Leben gekommen.

Baden-Württemberg Nach Unfall an Hochbrücke: Horber trauern um verunglückte Bauarbeiter

Stand: 21.05.2025 14:21 Uhr

Nach dem tödlichen Unfall dreier Männer an der Brückenbaustelle in Horb sind die Menschen geschockt. Die Gondel, in der die Bauarbeiter waren, war aus großer Höher abgestürzt.

Von Anne Jethon, Roland Altenburger

Der Schock in Horb am Neckar (Kreis Freudenstadt) sitzt tief: Am Dienstagmittag sind drei Arbeiter an der Baustelle der Hochbrücke tödlich verunglückt. Die Gondel, in der sie waren, stürzte aus großer Höhe in die Tiefe, weil das Stahlseil abriss. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) besuchte den Unfallort am Mittwoch, zusammen mit Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger (CDU) und der Karlsruher Regierungspräsidentin Sylvia Felder (CDU).

Verkehrsminister Hermann gedenkt verstorbenen Bauarbeitern in Horb

Hermann will Spekulationen um Unfallursache vermeiden

Gleich zu Beginn machte Hermann klar: "Wir wissen derzeit nicht, was die Ursachen sind. Deshalb sollten wir darüber auch nicht spekulieren." Man wisse nur, dass es sich bei den drei Bauarbeitern um zwei polnische Staatsangehörige und einen Deutschen zwischen 40 und 46 Jahren handele. Der Unfall sei sehr tragisch, am Trauerort fühle man mit.

Auch die Horber trauern. "Die Stadtgesellschaft von Horb am Neckar trauert sehr tief gerade. Das spürt man auch überall in den Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern", sagte OB Rosenberger. Man sei in Gedanken bei den Angehörigen. "Das ist ein Jahrhundertprojekt, das jetzt einen Schatten hat." Sobald die Brücke eröffnet werde, werde man den Verstorbenen noch einmal gedenken.

Unfall an Hochbrücke Horb: Zeugin soll Schreie gehört haben

Zuvor waren an der Unfallstelle immer wieder Trauernde vorbeigekommen, um Blumen abzulegen. An einem Baum in Nähe der Unfallstelle liegen Grabkerzen und Blumensträuße. Reden wollen die meisten Menschen hier nicht. Einer findet, dass man den verstorbenen Bauarbeitern gedenken sollte, auch wenn die Brücke fertig sei.

Auch Irina Laiker war nach dem Unfall zum Trauern vor Ort. Die 44-Jährige hat eine Pizzeria in Nähe der Baustelle. Sie ist den Tränen nahe. Als sich das Unglück ereignete, sei sie auf ihrer Terrasse gewesen: "Ich habe einen lauten Knall gehört und dann habe ich alles gesehen", sagte sie. Sie habe Schreie gehört. Nach dem Unfall seien einige Bauarbeiter von Seelsorgern betreut worden.

Es bleibt den Menschen auf jeden Fall in Erinnerung. Das wird man nicht so schnell vergessen. Irina Laiker, Augenzeugin

Baustelle in Horb steht mindestens bis Ende der Woche still

Die Baustelle selbst ist mit einem großen Zaun abgesperrt, auf einem Schild steht: "Zutritt untersagt!". Die Bauarbeiten wurden bis mindestens Ende der Woche unterbrochen. Das teilte das Unternehmen Porr mit, das für die Baustelle zuständig ist.

Man sei zutiefst bestürzt über das tragische Ereignis, bei dem am Dienstag drei Bauarbeiter ums Leben gekommen waren. "Unsere Mitarbeiter werden weiterhin sowohl psychologisch als auch seelsorgerisch betreut", so Meik Müller, Geschäftsführer von Porr.

Diese Branchen sind besonders gefährlich für Arbeiterinnen und Arbeiter

Menschen in Horb sind geschockt von dem Unfall

Auch die Menschen in der Kleinstadt sind von den Geschehnissen auf der Baustelle tief berührt. "Die Leute trauern, obwohl man die Arbeiter nicht gekannt hat", erzählt Claudia Forster, die vom SWR in der Innenstadt befragt wird. Sie sei tief traurig. Eine andere Passantin habe den Großeinsatz mitbekommen: "Hier war Ausnahmezustand", sagt sie. Als sie in den Nachrichten erfuhr, was der Grund für den Einsatz war, sei es sehr beklemmend gewesen.

"Ich war total geschockt", erzählt auch Manuela Hug. Sie habe in den Nachrichten von dem Unglück erfahren. Die Hochbrücke und den Unfall werde man immer miteinander verbinden. "Das bleibt im Gedächtnis." Erst am Wochenende sei sie auf der Aussichtsplatte Rauschbart gewesen - von dort aus hat man einen guten Überblick über den Bau der Brücke. "Wir haben noch gedacht: Was für ein Riesenobjekt." Für die Bauarbeiter wünscht sie sich in Zukunft mehr Sicherheit.

Sendung am Mi., 21.5.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

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