
Baden-Württemberg Nach Gerichtsbeschluss: Polizei hat Lotzer-Haus in Horb zwangsgeräumt
Seit Jahren schwelt zwischen einem Hausbesitzer in Horb und der Stadt ein Streit. Die sieht Baumängel und hat schon mehrmals Räumungen angekündigt. Am frühen Morgen war es dann soweit.
Das sogenannte Lotzer-Haus in der Horber Innenstadt hat die Stadtverwaltung am Donnerstagmorgen räumen lassen. Alle Mieterinnen und Mieter mussten das Gebäude verlassen. Um 6 Uhr rückten zehn Einsatzwagen der Polizei an. Das Verwaltungsgericht Karlsruhe hatte am Mittwoch die Räumung entschieden, weil der Brandschutz nicht ausreichend gewährleistet sei und dadurch eine Gefahr für die Bewohnerinnen und Bewohner bestehe.
Vermieter widerspricht Gericht und Stadt
Der Vermieter hingegen sagt, er habe die Brandschutzauflagen verbessert und habe sich deshalb gerichtlich gegen die Zwangsräumung des Hauses gewehrt. "Da hat sich wohl einiges aufgestaut", sagte Mayk Herzog dem SWR am Donnerstagmorgen. Der Kreisbrandmeister von Freudenstadt habe vor sechs, sieben Jahren eine Besichtigung in dem Haus gemacht und alles abgesegnet. Seitdem hätten sich keine Gesetze geändert, auch nicht im Bereich Brandschutz, so Herzog. "Man hätte jetzt auch noch vier, fünf Tage zuwarten können, bis der Brandschutz-Sachverständige da gewesen wäre." Die Hausräumung sei im Grunde eine Zwangsenteignung.
Die Räumung verlief nach SWR-Informationen ohne Probleme. Für die Mieterinnen und Mieter allerdings sei es eine Katastrophe, sagten Betroffene am Donnerstag. Im Haus hätten sie für ein Zimmer 300 Euro gezahlt, woanders müssten sie 700 Euro nur für ein Bett zahlen.
Stadt Horb und Hausbesitzer streiten seit Jahren
Im Erdgeschoss des rotgestrichenen Lotzer-Hauses in Horb war früher eine Bar. Nachdem diese geschlossen wurde, ließ Hausbesitzer Herzog in allen Stockwerken kleine Wohneinheiten einbauen - allerdings laut Stadtverwaltung, ohne die nötige Baugenehmigung. Selbst die frühere Bar wurde als Wohnraum vermietet.
Seit fast zehn Jahren gibt es immer wieder Streit um das auffällige Haus in der Innenstadt. Bereits 2017 drohte die erste Zwangsräumung. Oberbürgermeister Peter Rosenberger (CDU) warf damals dem Eigentümer vor, er spiele sich als "Heilsbringer auf, obwohl er eigentlich aus Profitgier" handele. Inhaber Herzog ging rechtlich gegen die Räumungsaufforderungen der Stadt vor und konnte damit eine Räumung bislang abwenden.
Sendung am Do., 15.5.2025 7:30 Uhr, Regionalnachrichten