Feiernde beim Maifeld Derby 2024. Mehr als 60 Acts sind bei der 13. Auflage aufgetreten.

Baden-Württemberg Musikfestival in Mannheim: Hat das "Maifeld Derby" doch eine Zukunft?

Stand: 27.05.2025 06:27 Uhr

Seit 2011 gibt es das "Maifeld Derby" in Mannheim - ein Musikfestival, das bis zu 15.000 Besucher auf das Maimarktgelände lockt. In diesem Jahr soll es zum letzten Mal stattfinden.

Von Sarah Hennings

Von Freitag (30. Mai) bis Sonntag (1. Juni) findet in Mannheim wieder das "Maifeld Derby" statt. Bei dem Indie-Musik-Festival kommen jedes Jahr internationale Künstlerinnen und Künstler zusammen. Tausende Fans strömen dann an einem Wochenende auf das Mannheimer Maimarktgelände. Weil es aber Probleme mit der Finanzierung gibt, könnte die diesjährige Ausgabe auch die letzte sein.

Veranstalter des "Maifeld Derbys": "Es wurde immer größer"

Angefangen habe das Festival ohne großen Business-Plan, erzählt der Veranstalter des "Maifeld Derbys", Timo Kumpf, im SWR-Interview. Damals hat der 44-Jährige selbst noch in einer Band gespielt und war viel auf Tour. Das Festival sei dann immer größer geworden. Die "Mini-Strukturen" hätten sich mit der Größe aber nicht weiterentwickelt - aus Geldmangel, so Kumpf. Nach wie vor stecke hinter dem Festival eine "One-Man-Show".

Feiernde beim Maifeld Derby 2024. Mehr als 60 Acts sind bei der 13. Auflage aufgetreten.

Maifeld Derby 2024

Kumpf: "Ich laufe Gefahr, mich selbst in den Ruin zu treiben"

Außer dem Veranstalter gebe es inzwischen noch drei Praktikanten sowie etwa 250 Ehrenamtliche, die an dem Festival-Wochenende im Einsatz sind. Das aber sei "kein Dauerzustand", sagt Timo Kumpf. Eigentlich bräuchte es drei bis vier Vollzeitstellen über das ganze Jahr. Doch dafür fehlt dem Veranstalter das Geld.

Kosten für Maifeld Derby haben sich "verdoppelt und verdreifacht"

"Mit Geld kann man sich auch eine gewisse Entlastung kaufen - und ein Team aufbauen", so Kumpf. Hinzu komme, dass es an Dienstleistern fehle und sich viele Kosten "verdoppelt und verdreifacht" hätten. Beispielsweise seien die Künstlergagen und Personalkosten gestiegen. Bislang habe er allein das finanzielle Risiko der gemeinnützigen Kulturveranstaltung getragen, sagt Kumpf. Demzufolge laufe er Gefahr, sich "selbst in den Ruin zu treiben".

Stadt Mannheim: 100.000 Euro für diesjähriges Maifeld Derby

Für dieses und das kommende Jahr (2025 und 2026) hatte der Veranstalter bei der Stadt Mannheim um eine Förderung von mindestens 200.000 Euro beziehungsweise 300.000 Euro gebeten. Für 2025 unterstützt die Stadt das Projekt mit 100.000 Euro. Für 2026 sei Kumpf eine Fördersumme von weiteren 100.000 Euro in Aussicht gestellt worden, zwei Gemeinderatsfraktionen hätten den Antrag im Gemeinderat unterstützt. Bei dieser Fördersumme hätte er auf weitere Mittel aus anderen Töpfen von Land und Bund hoffen müssen. "Also, auch nach 14 Jahren wäre weiterhin eine Hängepartie angesagt." Er habe daher "dankend abgelehnt". Im November 2024, etwa einen Monat vor den Etatberatungen der Stadt, verkündete der Veranstalter schließlich das Aus des "Maifeld Derbys".

Ich sehe [die Stadt] in der Verantwortung und muss mir eingestehen, wenn die das so nicht fördern, dann wollen sie es nicht. Timo Kumpf, Veranstalter des "Maifeld Derbys"

In diesem Jahr habe der Veranstalter keine Förderung vom Bund erhalten. "Das hat vermutlich damit zu tun, dass es die letzte Auflage ist", schätzt Kumpf. Dem Veranstalter fällt außerdem auf, "dass das Kultursponsoring von Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren nicht sehr hoch aufgehängt ist." Das heißt: "Wir haben momentan kleinere Sponsoren, aber das sind keine größeren Summen."

Bürgermeister Riehle: 2026 soll für Neuaufstellung genutzt werden

Mannheims Kulturbürgermeister Thorsten Riehle (SPD) betonte auf SWR-Anfrage, dass ihn das Konzept des Festivals "von Beginn an überzeugt" habe, und dass es einen wesentlichen Beitrag dazu leiste, "künstlerische Vielfalt sichtbar zu machen". Er habe sich schon als Stadtrat "intensiv für eine Förderung des Maifeld Derbys eingesetzt". "Für 2026 konnte (...) keine Projektförderung in den städtischen Haushalt eingestellt werden, da Timo Kumpf unmittelbar vor den Etatberatungen im Dezember 2024 verkündet hatte, dass Festival nach 2025 nicht mehr zu veranstalten", so Riehle weiter. Er sei aber weiterhin mit dem Veranstalter im Gespräch. "Meiner Einschätzung nach ist es richtig, 2026 für eine Konsolidierung und Neuaufstellung zu nutzen."

Es geht nun darum, Netzwerke zu nutzen, um Möglichkeiten auszuloten, wie das Festival unterstützt werden kann. Thorsten Riehle (SPD), Mannheims Kulturbürgermeister

Riehle sagte, er habe seine Unterstützung zugesagt. Auch Timo Kumpf habe sich für die Zukunft vorgenommen, "offen und im Austausch zu sein". Auch, weil er in den vergangenen Monaten Zuspruch und Feedback dazu bekommen habe, wie wichtig das "Maifeld Derby" offenbar für viele ist. Bei Facebook und Instagram schreiben User und Fans des Festivals unter anderem "Das Derby wird fehlen" oder "Was für ein wahnsinniger Verlust. Wir können es nicht fassen".

Social-Media-Beitrag auf Instagram: Save the last ride! Mit der 14ten Auflage wird sich das Maifeld Derby als amtierendes „Best Small Festival Europas“ aus der UNESCO City Of Music Mannheim verabschieden und auf der Weide das Gnadenbrot genießen.

"Ich bin nicht weg, ich bin offen für Möglichkeiten"

In Zukunft möchte Timo Kumpf seiner "Linie treu bleiben" und kein "nachfrageorientiertes Programm" anbieten. Denn das diverse Programm - sowohl musikalisch als auch gesellschaftlich - sei für ihn "kulturell sehr wichtig". Wenn es künftig ein Team gebe, das sich um Planung um Umsetzung kümmert, dann sei er dafür offen.

Als One-Man-Show werde ich es definitiv nicht weiter machen. Timo Kumpf, Veranstalter des "Maifeld Derbys"

Auf die vorerst letzte Ausgabe des "Maifeld Derbys" 2025 schaut er mit ausschließlich positiven Gefühlen. "Ich freue mich wahnsinnig drauf. Das Programm ist großartig. Der Zuspruch ist großartig." So viele Tickets wie in diesem Jahr, seien noch nie verkauft worden. Bei der diesjährigen Ausgabe treten demnach unter anderem die Britpop-Band "Franz Ferdinand", Multi-Instrumentalist Konstantin Gropper und DJ Koze auf.

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