
Baden-Württemberg Kein Interesse an Politik? Jugendliche aus BW wollen das Gegenteil beweisen
Mit dem Landesjugendbeirat bekommen junge Menschen erstmals in Baden-Württemberg eine eigene Interessenvertretung. Die Erwartungen der Mitglieder an die Politik sind hoch.
Wie soll ein Schüleraustausch in Zukunft ablaufen? Wie können junge Menschen mehr an der Demokratie beteiligt werden? Was sollten Schulen außerhalb des Unterrichts noch anbieten? Fragen, um die sich in Zukunft der neue Jugendbeirat in Baden-Württemberg kümmern könnte. Am Freitag trafen sich die Mitglieder in Stuttgart zum ersten Mal.
Junge Menschen erhoffen sich Gehör von der Politik
Mit dabei war auch der 15-jährige Valentin Himmel aus Neuweiher bei Baden-Baden. "Ich freue mich, dass ich an so etwas Neuem teilnehmen darf, es ist aber auch eine große Verantwortung in so einem Gremium mitwirken zu dürfen", sagte Himmel. Er ist einer der Jüngsten und fand, Politik müsse jünger werden. Er wolle sich für seine Altersgruppe engagieren und erwarte, dass Vorschläge des Beirats von der Politik gehört, angenommen und vielleicht sogar umgesetzt werden.
Warum machen Jugendliche bei Landesjugendbeirat mit? Der SWR hat sie gefragt:
Das hoffte auch die 18-jährige Ela Kaya aus Weil am Rhein (Landkreis Lörrach). Sie wolle für ihre Generation Verantwortung übernehmen: "Es geht um unsere Zukunft, deswegen wird es immer wichtiger, sich als junger Mensch in die Politik einzubringen", sagte Kaya. Student Maximilian Weiland aus Heidenheim an der Brenz plädierte dafür, das Bild, das die Politik von der Jugend hat, durch den Beirat zu verändern.
"Ich will ein Bewusstsein schaffen, wie Jugend wahrgenommen werden soll", sagte Weiland. Die Jugend habe ein großes Bewusstsein für die eigene Gesundheit, wisse aber auch, dass sie beispielsweise bei der Rente mehr Verantwortung haben. "Jugendliche haben den inneren Konflikt: Sie sollen die Welt retten, wollen aber auch gleichzeitig ihr eigenes Leben leben und da werden wir gerade alleingelassen", sagte Weiland.
Was macht der neue Beirat?
Der Landesjugendbeirat soll nicht nur die Interessen und Meinungen der Schülerinnen und Schüler, sondern aller Jugendlichen in Baden-Württemberg vertreten, hieß es vom Kultusministerium.
In der ersten Sitzung am Freitag haben sich alle Mitglieder kennengelernt und einen Vorstand gewählt. Ab sofort soll es um Themen gehen, die den Jugendlichen wichtig sind. "Wir sind jetzt sehr gespannt", sagte Carsten Rabe, zuständiger Leiter im Kultusministerium. Ein erstes Thema, mit dem sich der Beirat direkt beschäftigen könnte, ist, wie junge Menschen im Land noch mehr an der Demokratie beteiligt werden können. "Gleichzeitig wollen wir natürlich dafür offen sein, was uns der Landesjugendbeirat womöglich noch Neues mitgibt", sagte Rabe.
"Junge Menschen in Baden-Württemberg bekommen damit eine starke Stimme. Wir sind froh, dass wir die Jugend so meinungsstark an Bord haben", sagte Kultusministerin Theresia Schopper von den Grünen.
Warum gibt es den Beirat?
"Der Landesjugendbeirat war Wunsch der Jugendlichen", sagte Carsten Rabe, Leiter des Jugenddezernats im Kultusministerium. In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche lokale Jugendkonferenzen. In den Gesprächen haben die Jugendlichen laut Rabe klar gemacht: Sie wollen auch auf oberster Landesebene vertreten sein und möchten mit den Politikerinnen und Politikern darüber sprechen: Wie kann die Jugend im Land stärker beteiligt werden.
Zudem zeige die vom Kultusministerium in Auftrag gegebene Jugendstudie ein geringes Vertrauen der Jugendlichen in die Demokratie und große Unzufriedenheit. "Deswegen haben wir gesagt: Da müssen wir was machen", sagte Rabe.
Mitglieder sind junge Menschen aus dem ganzen Land
Ela, Valentin und Maximilian sind zwei von insgesamt 36 jungen Menschen, die im Landesjugendrat sitzen. Laut Kultusministerium sind alle zwischen 14 und 23 Jahre alt und kommen aus dem ganzen Land - von Mannheim bis zum Bodensee, von Freiburg bis Ulm. Zudem sind alle Schularten vertreten.
Das Kultusministerium hat Anfang des Jahres alle Schulen im Land angeschrieben, die konnten jeweils einen Schüler vorschlagen. Die Auswahl hat eine unabhängige Jury festgelegt. "Uns war es wichtig, dass wir uns bei der Auswahl weitgehend zurückhalten, dass es nachher nicht den Eindruck erweckt, als ob das Kultusministerium sich da ein Gremium zusammengesetzt hat", sagte Carsten Rabe.
Mitglieder engagieren sich auch in anderen Gremien
Zudem sind auch Mitglieder des Landesschülerbeirats, der Jugendgemeinderäte und der Landesstudierendenvertretung mit im Beirat. Alle Mitglieder sind für drei Jahre in dem Gremium. Scheiden sie früher aus, weil sie ihren Schulabschluss gemacht haben, gibt es bereits Stellvertreter.
Ihren ersten öffentlichen Auftritt werden die jungen Menschen des Landesjugendbeirats Mitte Juli haben. Dann findet in Stuttgart die Landesjugendkonferenz statt. Ein Termin den der Landesjugendbeirat mitveranstaltet.
Sendung am Fr., 16.5.2025 10:00 Uhr, SWR1 BW Nachrichten