Dach mit Solar-Ziegel

Baden-Württemberg Freiburger Forscher entwickeln intelligente Solardachziegel

Stand: 20.05.2025 09:44 Uhr

Strom erzeugen, ohne dass man’s sieht: In Freiburg entsteht eine neue Generation von Solarziegeln. Die Technologie könnte auch für Autodächer oder denkmalgeschützte Hausdächer taugen.

Von Leon Löffler

Sie sehen aus wie gewöhnliche Dachziegel, doch sie können deutlich mehr: Am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg werden Dachziegel entwickelt, die Solarstrom erzeugen - ohne dass eine sperrige Solaranlage auf dem Dach zu sehen ist. Das ist an sich nichts Neues.

Das Besondere: Diese Ziegel sind nicht nur besonders dünn, sondern auch "intelligent", denn ihre einzelen Zellen sind miteinander verschaltet. Das Ziel der Forschenden: Solarenergie noch effizienter und eleganter in die Alltagsumgebung zu integrieren. Das sagt der Projektleiter Torsten Rößler über die Solarziegel aus Südbaden.

Es soll alles schön, glatt, flach sein. Die Solartechnik soll unsichtbar sein. Für diesen Premiumbereich haben wir diese Produkte entwickelt. Torsten Rößler, Ingenieur am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme Freiburg

Schon jetzt wird die neue Freiburger Technik auf fünf Dächern in der Schweiz getestet, wie etwa in Ferlens bei Lausanne. Weitere Dächer sollen bald folgen. Dafür arbeitet man in Freiburg bereits an einer Weiterentwicklung der Ziegel.

Solarziegel auf Dach

In der Schweiz wurden fünf Dächer mit den Solar-Ziegeln gedeckt.

Freiburger Solarziegel kommen bereits in der Schweiz zum Einsatz

In der Fertigungshalle im Freiburger Südwesten wurden bereits 1.200 der neuen Module produziert - 4.000 sollen es über die Sommermonate werden.

Neben dem Fraunhofer ISE gibt es auch andere Unternehmen und Institute, die seit einiger Zeit Solardachziegel entwickeln. Bereits seit einigen Jahren werden Solardachziegel auf denkmalgeschützten Häusern angebracht. Das besondere an den südbadischen Ziegeln: Sie liefern auch dann Strom, wenn Teile eines Ziegel-Moduls im Schatten liegen oder verschmutzt sind. Bei herkömmlichen Solarmodulen - oder auch einzelnen Solarziegeln - kann in solchen Fällen das ganze Modul keinen Strom erzeugen. Doch für die Freiburger Ziegel ist etwa der Schornstein des Nachbarn, der einen Schatten auf das Solarmodul wirft, kein Problem.

Möglich macht das eine spezielle Matrix-Verschaltung der Zellen: Der Strom fließt einfach um die schattigen oder verschmutzten Stellen herum. "In unserer Forschung ist die Matrix-Technologie besonders wichtig. Alle Zellen sind miteinander verschaltet", sagt Projektleiter Torsten Rößler.

Teile der Fertigung laufen in Handarbeit

Teile der Fertigung laufen noch in Handarbeit.

Die Solarziegel aus Freiburg sind noch zu teuer für die Massenproduktion

Die Produktion der Solarziegel ist aktuell noch aufwendig: Ein Roboterarm verbindet die kleinen Solarzellen miteinander. Händisch werden Kontakte angebracht, dann laminiert eine Maschine die Ziegel, um sie vor Schmutz oder Hagel zu schützen. Momentan ist diese Produktionweise also noch zu teuer für die Massenproduktion.

Langfristig will man aber in Freiburg mit dieser Technologie Solarmodule für Dachziegel, Autodächer, Motorhauben, Häuserfassaden oder Lärmschutzwände entwickeln. In diesen spezialisierten Anwendungsfeldern sehen die Freiburger Forscher ihre Chance - und hoffen, dass ein Teil der Solarproduktion so wieder nach Europa geholt werden kann.

Fertigung der Solar-Ziegel

Im Freiburger Südwesten fertigt das Frauenhofer Institut für Solare Energiesysteme die Ziegel.

Sendung am Do., 15.5.2025 10:00 Uhr, SWR4 BW Studio Südbaden

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