Ein Mann steht in der Sonne, mit einem kühlendem Eisbeutel am Nacken.

Baden-Württemberg Droht 2025 ein rekordverdächtiger Hitzesommer in BW?

Stand: 15.05.2025 14:47 Uhr

Es klingt alarmierend: Meldungen, die vor einem Jahrhundert-Sommer mit langen Hitzeperioden und ausgeprägter Dürre warnen. Aber wie realistisch ist das? 

Von Susanne Henn

Es könnte ein historisch heißer und trockener Sommer werden, warnt das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen in seiner Prognose. Und auch das Max-Planck-Institut für Meteorologie hält einen sehr warmen und trockenen Sommer in diesem Jahr für realistisch. Das zeigten die Modellrechnungen eines neu entwickelten Klimamodells, das bisher so noch nicht im Einsatz war.  

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Sommer deutlich wärmer wird als diejenigen im Vergleichszeitraum von 1991-2020 steige mit dem Klimawandel deutlich an, sagt auch Teresa Grimm vom Deutschen Wetterdienst. Die Frage, ob es wirklich zu außergewöhnlich langen Hitzewellen kommt, lasse sich jetzt aber noch nicht beantworten. Das sei immer nur einige Tage im Voraus möglich. Denn schon kleine Veränderungen an einzelnen Wetterparametern können zu großen Veränderungen beim tatsächlichen Wetter führen. Hitzeperioden, da sind sich aber alle Experten einig, werden in Zukunft zunehmen.  

Trockenheit wird zum Problem in Baden-Württemberg

Im Augenblick sei das Maiwetter warm und schön - Hitze sei noch kein Thema und in den nächsten Tagen nicht in Sicht, betont Marco Ruckert vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. Ein Thema ist aber schon seit Wochen die anhaltende Trockenheit. Denn seit Februar regnet es in Baden-Württemberg viel zu wenig. Die Böden sind überall zu trocken, in Teilen bis zu einer Tiefe von 1,80 Meter. Das sind schlechte Nachrichten für die Landwirtschaft. Denn wenn das Wasser fehlt, keimen und wachsen Pflanzen nicht richtig - schlechte Ernten sind die Folge. Und wenn Böden langfristig zu wenig Wasser bekommen, verlieren sie an Fruchtbarkeit.

Schlechte Bedingungen für Tiere und Schifffahrt

Aber nicht nur die Böden leiden, sondern auch Insekten und andere Tiere, die auf feuchte Lebensräume angewiesen sind. Auch Vögel, Igel und Kleinnager finden nicht genug zu trinken. Moore und Wälder geraten in Stress - die Waldbrandgefahr steigt. 

Und Hobbygärtner sind schon seit Wochen mit Gießkanne und Schlauch unterwegs. Doch für sie gibt es auch gute Nachrichten: Die Zahl der Nacktschnecken ist wegen der anhaltenden Trockenheit deutlich geringer als im letzten Jahr. 

Auch für die Schifffahrt hat der fehlende Regen Folgen. Die Pegel am Main, Rhein und am Bodensee sind schon seit vielen Wochen zu niedrig, das heißt, viele Schiffe können nicht mehr vollbeladen fahren. Und kommt zum fehlenden Regen auch noch viel Sonnenschein, verdunstet zusätzlich Wasser und die Lage verschärft sich.  

Trinkwasserversorgung noch nicht in Gefahr

Aber wie sieht es mit der Trinkwasser-Versorgung aus? Wer es aus dem Bodensee bekommt, muss nicht befürchten, dass der Wasserhahn demnächst nur noch tröpfelt. Denn das Wasser wird dort in 70 Metern Tiefe gewonnen, diese Quelle ist also sicher. Der größere Teil der Wasserversorgung im Land stammt aber aus dem Grundwasser. Weil es im vergangenen Jahr viel geregnet hat, waren die Pegel dort zu Beginn des Frühjahrs noch auf einem ausreichenden Stand. Allerdings haben die letzten trockenen Monate dafür gesorgt, dass sie spürbar gesunken sind. Das könnte langfristig zum Problem werden, wenn die Sommer im Zuge des Klimawandels immer heißer und trockener werden.  

Was hilft? Kühlendes Nass und Fassadenbegrünung in Städten

Was also können Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg tun? Sie müssen sich auf Hitzewellen besser vorbereiten. Schon jetzt sind alle Städte dazu verpflichtet, mehr öffentliche kostenlose Trinkbrunnen aufzustellen. Denn gerade bei Hitze ist Trinken enorm wichtig. Brunnen oder kleine künstlich angelegte Wasserläufe tragen genauso zur Abkühlung in den Innenstädten bei wie Grünflächen, Bäume und Pflanzen. Doch da nicht überall Platz für Büsche und Bäume ist, bekommt Fassadenbegrünung eine immer größere Bedeutung. Sie hat zudem den Vorteil, dass sich das Gebäude nicht so stark aufheizt,  sie ist also so eine Art künstliche Klimaanlage.

Allerdings ist Fassadenbegrünung ein Thema, das nur relativ langsam voran kommt. Zur Zeit werden auch noch andere Optionen getestet: Die Uni Stuttgart etwa hat Elemente aus mehreren Textillagen und einer Membran entwickelt, die sich vor fast jede Fassade spannen lassen. Diese "Hydroskin" kann Regenwasser aufnehmen, das dann an heißen Tagen wieder zur Kühlung benutzt wird. Das schützt nicht nur vor Hitze, sondern auch vor Starkregen - denn auch dieser nimmt in Zeiten des Klimawandels zu, genau wie die Hitzetage.

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