Mitglieder der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ziehen bei einer Übung im Neckar in Stuttgart einen Mann aus dem Wasser.

Baden-Württemberg BW: Fast 250 Menschen vor dem Ertrinken gerettet

Stand: 15.05.2025 16:25 Uhr

Die Retter der DLRG waren 2024 wieder etliche Male an den Gewässern im Einsatz. In keiner deutschen Region haben sie so viele Menschen vor dem Tod bewahrt wie in Baden-Württemberg.

Von Dorina Blau, Jenni Rieger

Stand-up-Paddling, Kanu fahren oder mit der Luftmatratze auf den Fluss oder See: Wassersportarten sind sehr beliebt. Doch sie sind nicht ungefährlich. Vor allem an Flüssen mit Binnenschifffahrt kann es zu schweren Unfällen kommen, beispielsweise in Stuttgart. "Bis vor zehn Jahren hat der Neckar niemanden interessiert, jetzt müssen wir immer häufiger Menschen retten", sagt Andreas Bauer, Einsatzleiter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Stuttgart. "Die Menschen kennen die Schifffahrtsregeln nicht und können dann auch noch schlecht schwimmen." Deswegen üben die ehrenamtlichen Retter der DLRG in Stuttgart regelmäßig die Rettung von Menschen nach einem Unfall mit Schiffen.

Bei einer Übung auf dem Neckar in Stuttgart versorgen mehrere Mitglieder der DLRG eine Person in einem Boot.

Um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein, üben die Mitglieder der DLRG regelmäßig Wasserrettungen. Vor allem an Flüssen mit Binnenschifffahrt kann es zu gefährlichen Situationen kommen.

"Heutzutage kann man sich überall ein Kanu leihen und vielen fehlt die Erfahrung", warnt Andreas Bauer. "Wir erleben immer wieder, dass sich vor allem an den Wochenenden große Gruppen von Menschen Geräte fürs Wasser ausleihen, beispielsweise bei Betriebsausflügen." Gerade am Neckar kämen immer wieder große Frachter vorbei und die Menschen müssten Platz machen. "Manche verlieren dann die Kontrolle über ihr Wassergerät."

Sich im Supermarkt ein günstiges Schlauchboot kaufen und einfach unbedarft irgendwo rein springen - das klingt nach Spaß. Es kann aber bitterer Ernst werden. Andreas Bauer, Einsatzleiter der DLRG Stuttgart

In Baden-Württemberg mussten die Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer der DLRG im vergangenen Jahr 243 Mal bei schweren Einsätzen Hilfe leisten. Das sind 63 Fälle mehr als noch im Vorjahr, wie die Organisation bei ihrer Jahresbilanz in Stuttgart mitteilte. Allein der Wasserrettungsdienst war über 220.000 Stunden im Einsatz. Die Zahl steige immer weiter, so der Präsident des DLRG-Landesverbands Württemberg, Armin Flohr. Das habe auch mit den Auswirkungen des Klimawandels zu tun. Auf Hitzewellen würden oft abrupt Starkregen oder Überschwemmungen folgen. Für beide Situationen müssten die Rettungskräfte gewappnet sein.

Für dutzende Menschen kam die Hilfe zu spät

Mindestens 48 Menschen konnten die Lebensretter im vergangenen Jahr nicht mehr helfen - sie ertranken vor allem beim Baden in baden-württembergischen Seen, Flüssen und Schwimmbädern, wie die DLRG bereits im März mitgeteilt hatte. Auf lange Sicht schwankt die Zahl der Ertrunkenen in Baden-Württemberg. Seit 2019 kennt sie allerdings nur noch eine Richtung. Deutlich mehr Menschen als im vergangenen Jahr starben zuletzt nur vor sechs Jahren, erklärte die DLRG. Damals kamen nach einem langen Sommer sogar 62 Menschen in baden-württembergischen Gewässern und Schwimmbädern ums Leben.

DLRG appelliert an "gesunde Selbsteinschätzung"

Mit Blick auf die kommende Badesaison warnen die Lebensretter vor Gefahren - wie dem Sprung ins kühle Wasser. Der plötzliche Temperaturunterschied könne das Herz-Kreislauf-System überfordern. Besonders für ältere Menschen könne dies lebensbedrohlich sein, teilte die DLRG mit. "Wir appellieren an die Menschen, nur an bewachten Gewässern schwimmen zu gehen." Besonders gefährlich sei es auch, an unbekannten Badestellen kopfüber ins Wasser zu springen. Eine mögliche Folge sei eine verletzte Halswirbelsäule und eine Querschnittslähmung. "In 95 Prozent der Fälle sind Männer betroffen und auch Alkohol spielt oft eine Rolle", ergänzt Dietmar Pennig, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.

DLRG hat viele junge Mitglieder

Was die Zahl der Mitglieder angeht, verzeichnet die DLRG einen positiven Trend. Allein in Baden-Württemberg zählt die Organisation 130.000 Mitglieder und Förderer. Rund die Hälfte der Mitglieder ist jünger als 18 Jahre. 8.452 aktive Helfer in der Wasserrettung sorgten 2024 für Sicherheit im und auf dem Wasser. Weitere 7.508 waren in der Schwimmausbildung aktiv. "Ihr Einsatz rettet Leben und macht unsere Gesellschaft sicherer", lobte DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Ihr Appell: "Leichtsinn ist eine der häufigsten Todesursachen. Bitte unterschätzen sie das Wasser nicht und haben sie eine gesunde Selbsteinschätzung."

Sendung am Do., 15.5.2025 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4

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