Eine asiatische Hornisse in einem Einmachglas. Es wird in Deutschland schwieriger gegen die invasive Art vorzugehen, weil die Bekämpfunsgpflicht entfällt.

Baden-Württemberg Asiatische Hornisse: Wird der Schutz der Natur zur Privatsache?

Stand: 20.05.2025 16:54 Uhr

Frankreich hat einen nationalen Plan zur Bekämpfung der asiatischen Hornisse. In Deutschland dagegen entfällt jetzt die Bekämpfungspflicht. Ist die invasive Art noch aufzuhalten?

Von Louisa Guy, Annika Jost

Ralf Meersmann steht auf der Terrasse seines Hauses in Linkenheim-Hochstetten (Kreis Karlsruhe) und schaut besorgt nach oben. Ein Nest der Asiatischen Hornisse hängt dort. Noch ist es nicht groß. "Ich war überrascht, als ich es gefunden habe", sagt er. Schnell war klar: Es ist die Asiatische Hornisse.

"Ich habe mal gelesen, dass man das melden soll, das habe ich dann gemacht und sehr schnell Rückmeldung bekommen." Imker Wolfgang Oberacker aus der Nachbarschaft hat sich bereit erklärt, das Nest zu entfernen – das geht jetzt noch einfach. Mit einem Einmachglas hat er die Königin schnell geschnappt.

Ein Hornissennest mit einer asiatischen Hornisse

Hier noch ein kleines Nest der asiatischen Hornisse. Über den Sommer über kommen dann die Arbeiterinnen und es wird immer größer.

Asiatische Hornisse: Wer nun für die Entfernung der Nester zahlen soll, ist unklar

Seit ihrer Ankunft in Europa vor mehr als zwanzig Jahren hat sich die Asiatische Hornisse über mehrere europäische Länder verbreitet. Die Bekämpfungspflicht in Deutschland ist nun aufgehoben, es gibt nur noch ein "Management", wie es Artikel 19 der EU-Verordnung 1143/2014 vorsieht – das gilt auch für Bundesländer, in denen die Asiatische Hornisse bisher noch gar nicht vorkommt.

Bisher mussten die Umweltministerien der Länder gemeldete Nester entfernen. Das ist nun nicht mehr der Fall. Wer nun für die Entfernung der Nester zahlen soll, ist unklar. Am wahrscheinlichsten ist es, dass die Hausbesitzer selber zur Kasse gebeten werden. Und das wird teuer: Das Entfernen kann je nach Größe des Nests mehrere Hundert Euro kosten.

Asiatische Hornisse ist Gefahr für Bienen und Erntehelfer

Die Umstufung der Asiatischen Hornisse in Deutschland könnte schwere Folgen für Imker und die Natur haben. Die Asiatische Hornisse frisst Bienenvölker und braucht auch Süßes. Deshalb sind auch beispielsweise Erntehelfer immer mehr in Gefahr.

Ich weiß von anderen Imkern, die nach zwei Wochen ihre Bienenvölker besuchen und dann ist die Hälfte der Bienenvölker tot. Wolfgang Oberacker, Imker
Imker Wolfgang Oberacker im Imkeranzug

Imker Wolfgang Oberacker hat ein Nest der asiatischen Hornisse in der Nähe seiner Bienenstöcke entfernt.

Blick über die Grenze: Frankreich investiert in Bekämpfung der Asiatischen Hornisse

In Frankreich, wo die Asiatische Hornisse vor über zwanzig Jahren eingewandert ist, ist nun ein Gesetz erlassen worden, das die invasive Art bekämpfen will. Während Deutschland kapituliert zu haben scheint, holt das Nachbarland große Geschütze heraus, nachdem dort viele Jahre erst einmal nicht viel passiert ist und die Asiatische Hornisse mittlerweile viel verbreiteter ist als bei uns in Deutschland.

Mit einem nationalen Plan will Frankreich jetzt die Asiatische Hornisse bekämpfen. Die Départements dürfen selbst entscheiden, wie sie das tun, aber es wird Geld in die Hand genommen, um sie dabei zu unterstützen. Imker beispielsweise sollen entschädigt werden, wenn die Asiatische Hornisse ihre Bienenvölker aufgefressen hat. Außerdem soll daran geforscht werden, wie die Asiatische Hornisse am besten bekämpft werden kann.

Dreimal mehr Nester als vergangenes Jahr

Zurück nach Linkenheim: Harald Wiedemann ist Hornissenfachberater. Von ihm hat Wolfgang Oberacker gelernt, wie er das kleine Nest entfernen konnte. An größere würde er sich nicht herantrauen, zu gefährlich. Beide sehen den Wegfall der Bekämpfungspflicht in Deutschland mit Sorge.

Dieses Jahr gibt es noch mal mehr Nester als vergangenes, weil die Asiatische Hornisse sich in Regionen ausbreitet, in denen sie vorher noch nicht war. Wir rechnen mit dreimal mehr Nestern als vergangenes Jahr. Harald Wiedemann, Hornissenfachberater

Für Harald Wiedemann ist klar: "Es wäre schön, wenn die Kosten für die Entfernung der Nester nicht auf Privatleute oder Kommunen abgewälzt werden, sondern dass das einfach zentral weiterhin bezahlt werden würde." Übrigens: Auch in Frankreich wird das Nestentfernen nicht zentral bezahlt. Allerdings können Hausbesitzer Zuschüsse beantragen, je nach Wohnort.

Asiatische Hornisse ist invasive Art ohne natürliche Feinde

Vor der ungebremsten Ausbreitung warnt auch Manfred Verhaag. Er ist Insektenforscher im Naturkundemuseum in Karlsruhe und erforscht die asiatische Hornisse. Er sagt: "Das Problem ist, dass die asiatische Hornisse in eine ihr fremde Umwelt kommt und dort fehlen die Gegenspieler. Es gibt keine Beutegreifer, möglicherweise keine Krankheiten oder Parasiten."

Laut Verhaag müsse sich nun die Bekämpfung auf andere Akteure auslagern, etwa in den privaten Bereich. Er sagt: "Die Imker werden sicherlich interessiert sein, Nester, die sie in der Nähe ihrer Bienenstöcke wahrnehmen, entfernen zu lassen. Auch wenn es dann auf eigene Kosten ist."

Die Völker können sehr groß werden, die können innerhalb eines Sommers über 10.000 Tiere produzieren. Also im Spätsommer hat man in so einem großen Nest über 2.000 erwachsene Hornissen drin. Das ist also viel mehr als bei der einheimischen Hornisse. Manfred Verhaag, Insektenforscher
Der Insektenforscher Manfred Verhaag vom Naturkundemuseum in Karlsruhe

Der Insektenforscher Manfred Verhaag vom Naturkundemuseum in Karlsruhe beschäftigt sich schon lange mit invasiven Arten.

Sendung am Di., 20.5.2025 18:00 Uhr, SWR Aktuell Nachrichten

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