
Deutscher unter Mordverdacht Die entscheidende Spur im "Fall Maddie"?
Ein 43-jähriger Deutscher steht im Fall der vor 13 Jahren in Portugal verschwundenen "Maddie" unter Mordverdacht. Die Eltern des Mädchens sprechen von einer "möglicherweise sehr bedeutsamen" Entwicklung.
Es ist eine neue Spur im Fall des 2007 verschwundenen britischen Mädchens "Maddie": Ein 43-jähriger Deutscher steht im Verdacht, das Mädchen umgebracht zu haben, erklärte die Staatsanwaltschaft Braunschweig. Sie ermittelt wegen Mordverdachts - geht also davon aus, dass Maddie nicht mehr lebt. Die britische Polizei erklärte dagegen, den Fall weiter als "vermisste Person" zu behandeln.
Nun äußerten sich auch die Eltern zu den Ermittlungen. Kate und Gerry McCann erklärten über einen Sprecher, die jüngsten Entwicklungen seien "möglicherweise sehr bedeutsam". "Von Tausenden Spuren und möglichen Verdächtigen, die in der Vergangenheit genannt wurden, gab es nichts, das so eindeutig war wie jetzt - und das nicht nur von einer, sondern von drei Ermittlungsbehörden", sagte der McCann-Sprecher in der BBC. Damit bezog er sich auf die Zusammenarbeit der britischen, portugiesischen und deutschen Polizei.
Mehrfach wegen Sexualstraftaten vorbestraft
Das Bundeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Braunschweig teilten mit, der Mann sei mehrfach wegen Sexualstraftaten auch an Kindern vorbestraft. Er verbüße derzeit wegen eines anderen Delikts eine längere Haftstrafe.
Aus Ferienanlage entführt
Die damals dreijährige Madeleine war im Mai 2007 aus einer Ferienanlage in Portugal verschwunden. Nach Angaben des BKA lebte der Deutsche zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve - unter anderem für einige Jahre in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz - dem Ort, an dem das Mädchen verschwand.
In Praia da Luz soll der Beschuldigte verschiedenen Gelegenheitsjobs nachgegangen sein, etwa in der Gastronomie. Zudem gibt es laut BKA Hinweise darauf, dass er seinen Lebensunterhalt auch durch Straftaten wie Einbrüche in Hotelanlagen und Ferienwohnungen und Drogenhandel bestritt.
Zwei Fahrzeuge, zwei Telefonnummern
Wie Scotland Yard mitteilte, trug der Mann zur Tatzeit kurzes, blondes Haar und war etwa 1,80 Meter groß. Besonderes Augenmerk lenkten die britischen Ermittler auf zwei Fahrzeuge und zwei Telefonnummern, die der Verdächtige benutzt haben soll. Es geht um einen Caravan vom Typ VW T3 Westfalia mit portugiesischem Nummernschild, in dem der Mann zeitweise gewohnt haben soll, und einen Jaguar, Model XJR 6, mit einem deutschen Kennzeichen.
Am Tag nach Maddies Verschwinden sei der Jaguar auf einen neuen Halter umgemeldet worden. An dem Abend, als Maddie verschwand, soll der Verdächtige einen Anruf erhalten haben unter der Nummer +351 912 730 680 mit portugiesischer Ländervorwahl.
Der Anruf wurde in der Region um Praia de Luz entgegengenommen. "Ermittler glauben, dass die Person, die diesen Anruf getätigt hat, ein höchst wichtiger Zeuge ist, und rufen sie dazu auf, in Kontakt zu treten", hieß es in der Scotland-Yard-Mitteilung. Die Nummer des Anrufers laute +351 916 510 683.
Um Mithilfe gebeten
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ist mit den Ermittlungen befasst, weil der 43-Jährige vor seinem Auslandsaufenthalt seinen letzten Wohnsitz im dortigen Bezirk hatte. Das BKA rief die Öffentlichkeit zur Mithilfe bei den Ermittlungen auf.