
Iran kündigt Vergeltung an Israel greift Iran an
Israel hat Dutzende Ziele im Iran angegriffen, darunter auch nukleare Anlagen. Zwei hochrangige iranische Militärs sollen getötet worden sein. Der Iran reagierte mit zahlreichen Drohnenangriffen.
Israel hat in der Nacht den Iran angegriffen. Das israelische Militär bestätigte einen "präventiven, präzisen und kombinierten Angriff auf das iranische Atomprogramm", der auf Dutzende nukleare und militärische Standorte im Iran gezielt habe.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bezeichnete die Angriffe als "sehr erfolgreichen Eröffnungsschlag" gegen den als Erzfeind Israels geltenden Iran. Er sprach von einem "entscheidenden Moment in der Geschichte Israels". Die Operation werde noch viele Tage weitergehen. "Wir haben das Herz der iranischen Kernwaffenanreicherung getroffen", so Netanjahu. Der Schlag gegen den Iran werde der Atominfrastruktur und der militärischen Stärke des Landes schaden. Der israelische Ministerpräsident betonte: "Wir kämpfen nicht gegen die iranische Bevölkerung, wir kämpfen gegen die iranische Diktatur."
Israel spricht von Schlag gegen iranisches Atomprogramm
Zuvor hatte auch Israels Verteidigungsminister Israel Katz den "Präventivschlag" gegen den Iran bestätigt. Vonseiten des israelischen Militärs hieß es, das iranische Atomprogramm stelle eine existenzielle Bedrohung für Israel dar, begründete der israelische Militärvertreter den Angriff. Teheran betreibe ein geheimes Programm zum Bau von Atomwaffen und verfüge über genügend Material zur Herstellung von 15 Atombomben.
Auch Israels Präsident Izchak Herzog rechtfertigte die Angriffe als "eine gezielte Operation, um eine unmittelbare und existenzielle Bedrohung für unser Volk zu neutralisieren". In einer vom Büro des Präsidenten veröffentlichten Mitteilung hieß es: "Die internationale Gemeinschaft hat in den letzten Jahrzehnten gesehen, wie das iranische Regime - an der Spitze eines globalen Terrorimperiums - die Region zunehmend radikalisiert und destabilisiert hat." Gleichzeitig arbeite der Iran "unermüdlich daran, seine militärischen Nuklearfähigkeiten auszubauen und sein Arsenal an ballistischen Raketen zu erweitern".
Der Iran hat stets bestritten, das Ziel zu verfolgen, eine Atombombe zu entwickeln. Das Land wolle seine Kernenergie friedlich nutzen.
Wichtigste Uran-Anreicherungsanlage unter den Zielen
Noch ist unklar, wie viele und welche Ziele Israel im Iran attackiert hat. Laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wurde auch die Uran-Anreicherungsanlage in Natans attackiert, eine der wichtigsten iranischen Atomanlagen. Man beobachte die Lage im Iran genau. Diese sei "zutiefst besorgniserregend". Die IAEA stehe wegen der Strahlenwerte mit den iranischen Behörden in Kontakt und sei auch mit ihren Inspektoren im Iran in Verbindung.
Nach Angaben des iranischen Staatsfernsehens wurde bei den israelischen Angriffen der Armeechef Mohammed Bagheri getötet. Der Generalmajor sei "als Märtyrer gestorben", berichtete der Sender. Auch der iranische Kommandeur der paramilitärischen Revolutionsgarden, General Major Hussein Salami, soll übereinstimmenden Medienberichten zufolge bei den Angriffen ums Leben gekommen sein, ebenso wie die beiden Atomwissenschaftler Fereydoun Abbasi-Davani und Mohammad Mehdi Teheranchi.
Die israelischen Angriffe trafen aber auch Wohngebiete in Teheran und andere Städte. Der Flugbetrieb auf dem wichtigsten internationalen Flughafen der Hauptstadt wurde eingestellt.

Der iranische Kommandeur der paramilitärischen Revolutionsgarden, General Major Hussein Salami. (Archiv)
Israel meldet zahlreiche Drohnenangriffe
Der oberste Religionsführer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, hat Israel mit Vergeltung für die Angriffe gedroht. Israel müsse mit einer "harten Strafe" rechnen. Wenige Stunden nach dem Angriff meldete das israelische Militär, der Iran attackiere Israel mit etwa 100 Drohnen. Armeesprecher Effie Defrin zufolge seien alle Abwehrsysteme im Einsatz.
Zuvor war in Israel in Erwartung möglicher Gegenangriffe der Ausnahmezustand ausgerufen worden. Das Heimatfrontkommando ordnete an, dass Bildungseinrichtungen, Arbeitsstätten und Geschäfte bis auf Weiteres geschlossen bleiben müssen. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten und Bewegungen im Freien auf ein Minimum zu reduzieren.
Auch Netanjahu mahnte in einer Videobotschaft, Kriege hätten immer einen Preis. Auch er rief die israelische Bevölkerung zu Disziplin auf. Es sei möglich, dass die Israelis bei möglichen iranischen Gegenangriffen sehr lange in Schutzräumen ausharren müssten, "viel länger als wir es bisher gewohnt waren", so der Regierungschef. Er appellierte an Bürgerinnen und Bürger, sich mit Proviant zu versorgen und Geduld zu zeigen.
Der Irak hat wegen des Angriffs Israels auf den Iran der staatlichen Nachrichtenagentur zufolge seinen Luftraum gesperrt und den Luftverkehr auf allen irakischen Flughäfen eingestellt. Auch Jordanien sperrte seinen Luftraum für alle Flüge.
Iran macht auch USA verantwortlich
Der Iran wirft den USA vor, im Vorfeld von den israelischen Angriffsplänen gewusst zu haben. Die Angriffe hätten "nicht ohne die Koordinierung und Genehmigung der Vereinigten Staaten ausgeführt worden sein" können, erklärte das iranische Außenministerium. Die USA seien direkt "für die gefährlichen Auswirkungen und Folgen" der israelischen Militärschläge verantwortlich.
US-Außenminister Marco Rubio hingegen bestritt, dass die Vereinigten Staaten an dem israelischen Angriff beteiligt waren. Er warnte Teheran davor, Militäranlagen der USA anzugreifen. Die USA verhandeln derzeit mit dem Iran über ein neues Atomabkommen. US-Präsident Donald Trump hatte Israel angesichts der laufenden Gespräche aufgerufen, Angriffe auf den Iran zu unterlassen.
UN rufen zu Mäßigung auf
UN-Generalsekretär António Guterres reagierte äußerst besorgt auf die israelischen Angriffe und rief beide Seiten zur Mäßigung auf. "Der Generalsekretär fordert beide Seiten auf, äußerste Zurückhaltung zu üben und unter allen Umständen eine Eskalation des Konflikts zu vermeiden - eine Entwicklung, die sich die Region kaum leisten kann", teilte ein Sprecher von Guterres mit.
Saudi Arabien verurteilte den Angriff Israels als Verletzung der Souveränität und der Sicherheit des Iran und als Bruch von internationalem Recht. Der Oman, der in den Verhandlungen zwischen den USA und dem Iran über ein Atomabkommen als Vermittler fungiert, warnte, der Angriff Israels untergrabe die Sicherheit und Stabilität der Region und gefährde die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung.